XLIII
nalem Sinne, wie ja auch in Deutschland die Reformation schon
eine ähnliche Folge im sechszehuten Jahrhundert hervorge-
rufen hatte; kein Zweig der Dichtkunst bleibt von dem neuen
Geiste unberührt. Die grossen Fragen des Glaubens und der
Politik, die Schilderung des dem Holländer so theuren häus-
lichen Lebens, bieten den Dichtern Stoff dar (J. Oudaau,
C. Huygens, Heerkmann, J. de Decker, Jan Six, Vondel,
H. Grotius); einen Stoff, der zunächst prosaisch erscheinen
kann, der aber mit Wärme und Innigkeit der Empfindungen
beseelt und idealisirt wird; die Lyrik erfüllt sich mit dem
Schwunge tiefer, innerlicher Religiosität (Vondel, D. Heinsius,
J. de Decker, Oudaan, F. Vollenhove, D. v. Kamphuysen), wie
dies schon in Deutschland während des sechszehnten Jahrhun-
derts ebenfalls stattgefunden hatte; und auch die weltliche Lyrik
zeichnet sich durch gesteigerte Feinheit der Form, wie durch
Wahrheit der geschilderten Gefühle aus (P. Hooft, L. Real,
G. Huygens, Maria Tesselschade, J. Cats). Das Drama endlich,
indem es in die Stoffe des Glaubens und des damit engverbun-
denen Staatslebens hineingreift, gewinnt eine Wirksamkeit, wie
es sie bis dahin noch nie besessen hatte (Vondel, Hooft, Anslo,
Oudaan u. Wie nun dies protestantische Bewusstsein, das
zu so reichen poetischen Schöpfungen den Anstoss gegeben,
auch in der Malerei zur Geltung gelangt sei, ist unten in der
Charakteristik von Rembrandt (S. 215- 223) gezeigt worden.
(Briefe Nr. 58-60.) Seine grosse Bedeutung liegt, wie die der
obengenannten Dichter, vor Allem darin, auch an gewöhnlichen
prosaischen Stoffen die Macht grosser und ergreifender Ideen
nachzuweisen, die erst dann vollkommen sind, wenn es ihnen
gelingt, auch die sprödeste Wirklichkeit und selbst die häss-
lichsten Formen der Erscheinung zu beseelen und künstlerisch
zu verklären. So ist es zu verstehen, wenn ich Rembrandt, 0b-
gleich die Anfänge der Genremalerei schon bei einigen anderen