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rung Rubens zur Geltung, der als der Maler dieses belgischen
Katholicismus bezeichnet werden kann. Rubens fasste die Re-
sultate der künstlerischen Gesammtbild ung seiner Zeit zu durch-
aus nationalen Schöpfungen zusammen, und nahm dem religiö-
sen Inhalt des Kunstwerkes gegenüber eine ganz andere Stellung
ein, als die Akademiker, mit denen er übrigens fast denselben
Entwickelungsgang durchgemacht hatte. Wohl malte er diesel-
ben Gegenstände als jene, und arbeitete, wie jene, für Kirchen
und Orden, namentlich der Jesuiten, aber seine Stellung zur
Kirche ist eine "durchaus andere geworden. Der Eifer der kirch-
lichen Restauration, der specitische Katholicismus der italieni-
sehen Meister ist ihm durchaus fremd geblieben. Schon Waagen
und Schnaase haben darauf hingedeutet, wie ihm, selbst bei Be-
handlung streng kirchlicher Gegenstände, der eigentliche kirch-
liche Sinn durchaus fehle, und wie er daran stets nur nach vol-
ler individueller Gestaltung strebend, die allgemein menschliche
und poetische Seite herausgekehrt habe. Und zwar ist es überall
die Poesie des Glanzes, der prächtigen Erscheinung, der gewal-
tigen Leidenschaft und schwungvoller Empfindung, die er, seiner
ganzen Sinnesweise entsprechend, zur Darstellung bringt. So
entspricht auch darin seine Kunstühung seiner ganzen Lebens-
und Anscliauungsweise vollkommen. In Sitten und Gebräuchen
gewiss ein guter Sohn der katholischen Kirche, der täglich mit
Andacht seine Messe hörte, theilt er doch in keiner Weise die
Interessen der kirchlichen Reaktion. Man muss seine Korre-
spondenz genau studiren, um zu sehen, dass auch nirgends spe-
cielle kirchliche Interessen hervortreten; Alles deutet vielmehr
auf eine klare, gemässigte, verständige Aulfassung der kirchli-
chen Fragen hin, und es ist in dieser Beziehung nicht ohne Be-
deutung, dass er gerade mit den französischen Gelehrten, die
zum Theil die Vorkämpfer einer freieren Auffassung der Kirßhß
waren, auf das Engste verbunden war. Derselben Richtung