XXXIX
werden
S. 236
kann. Vergleiche die Charakter-
-245 und die Briefe N0. 65-80.
Schilderung Poussin's
S0 erscheint es nicht
ohne eine tiefere Bedeutung, dass unter der Herrschaft des-
jenigen Papstes, welcher sich am liebsten als weltlichen Fürsten
betrachtete und die Zügel kirchlicher Autorität am wenigsten
straff hielt, die nationalen Interessen, die während dieses ganzen
Jahrhunderts sich in immer steigenden Verhältnissen geltend
machten, ihren Einfluss auf das künstlerische Leben und die
künstlerische Produktion bewahren konnten. Weitere Belege
bieten Spanien und die Niederlande dafür. Wir sahen, dass
namentlich unter Paul V. und Gregor XV. das spanische System
in der Kunst wie in Politik und Kirche zu vollkommener Herr-
schaft gelangt war. S0 lange Rom dieses System in seiner gan-V
zen Ausdehnung vertrat, blieb dasselbe auch der Hauptsitz der
entsprechenden Kunstweise. Erst als hier ein anderes System
zur Geltung kam, wie unter Urban VlII., beginnt die spanische
Kunst in ihrer eigenen Heimath sich zu ihrer letzten Vollendung
zu erheben. Man ist_ mit Recht gewohnt, dieselbe in Murillo
verkörpert (N0. 95) zu sehen, in dessen theils schwärmerisch
exaltirter, theils derb naturalistischer Kunstweise sich die Ge-
gensätze der Akademiker und Naturalisten zu einer Einheit ver-
binden, deren eben nur diese Nation fähig gewesen zu sein
scheint. Nicht minder bedeutsam und zugleich nachhaltiger war
der Einfluss, den die Nationalität und die veränderte Glaubens-
ansicht auf die Kunst in den Niederlanden ausüben sollte. Die
reformatorischen Bewegungen, deren indirekte Folgen wir an
der italienischen Kunst kennen gelernt haben, gewinnen hier
im Zusammenwirken mit der Eigenthümlichkeit des niederlän-
dischen Zweiges der deutschen Nation einen direkten Einfluss
auf die Entwickelung der Kunst, und zwar insbesondere der
Malerei. Diese wird dadurch zu einer Vollendung empvfgeführt,
die an Tiefe und innerlicher Bedeutsamkeit sich sehr wohl mit