100.
CARLO ANTONIO TAVELLA
an
FRANOESCO BRONTINO.
Genua,
1705.
28. März
Am 21. d. M. habe ich Ihren lieben Brief erhalten, auf den
ich aber erst jetzt mit Musse antworten kann. Was die Bilder
anbetrifft, so sehe ich, dass deren Verkauf gegen baares Geld
etwas schwer fallt, indem die jetzigen Zeiten, wo die ganze Welt
in WVaffen ist, sehr ungünstig sind. Dies aber ist eine Fügung
des Himmels, der wir uns Alle zu unterwerfen haben, und ich
hoffe, dass das Unglück nicht so gross werden wird, als man
fürchtet. Ich sehe also, dass man mit Tauschen leichter zum
Zwecke kommen würde. Aber Sie haben es ganz richtig erra-
then, wenn Sie sagten, dass ich baares Geld haben, und keinen
Tausch machen wollte; denn ich kann doch die grosse Mühe
und das Studium von der Ausgabe für den Azur gar nicht
einmal zu reden nicht auf Bilder verwenden, die dann gegen
andere auszutauschen sind. Wenn es Waare gegen Waare gilt,
dann kann ich lieber die meinige gleich behalten. Ist diese
doch überdies der Art, dass sie immer in der Mode bleibt,
und je alter, je besser wird. Behalten Sie also die bewussten
sechs Bilder noch während der ganzen jetzigen Osterwoche bei
sich, und wenn während dieser Zeit irgend ein Liebhaber sie
gegen baares Geld erstehen will, so befolgen Sie nur die be-
wussten Anweisungen. Erfolgt aber nichts, so seid so gut, sie
an Herrn Giuseppe Urgnani zu übermachen, aber wohl besorgt
und verpackt, wie Ihr dieselben bekommen habt.
Was jenen Freund anbelangt, der ein kleines Bild von der
Grössc des Eurigen mit dem h. Hieronymus zu haben wünscht,
worauf sich die Begegnung des h. Dominikus mit dem h. Fran-
ciskus befinden soll, so ist dies etwas, was den Figurenmalern
zukommt, und deshalb will ich nicht aus meinem Geleise her-