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auch viele Andere dieselbe als vernünftig und zuverlässig be-
stätigen. Ich unterlasse es hier, noch andere Zeugnisse von
denen, die dasselbe geglaubt haben, so wie die Aussprüche der
erfahrensten und gebildetsten Künstler und Kunstlehrer bei-
zubringen. 1)
Dagegen dürfte man das Bedenken nicht bei Seite lassen,
welches von Vielen gegen die Malerei erhoben wird, dass dieselbe
nämlich, um die Figuren mit grösserer Naturwahrheit darzu-
stellen, von der Bildhauerei die Reliefs entlehne. Wie viel Ge-
wicht aber dies Bedenken habe, das mögen jene Maler sagen,
die ihre Zeichnungen nach der Natur machen und eben so die
Bildhauer selbst, 0b sie ihre Reliefs glücklich zu Ende bringen
können ohne Zeichnung.
Dies sind die Beweggründe, Weshalb ich auf Seiten der
Malerei stehe und ich habe dieselben in so roher Weise nur um
deswillen Ew. Herrl. angedeutet, um Ihnen Gehorsam zu leisten,
und weil ich hoffe, dies zu meiner grösseren Genugthuung, so
wie in passenderer Form thun zu können, wenn Sie sowohl, als
ich selbst an den Hof nach Florenz zurückgekehrt sein werden,
wo die Fülle der Bücher, deren es hier in Livorno nicht allzuviel
giebt, den Mängeln des Gedächtnisses zu Hülfe kommen kann.
Und indem ich Ew. Herrl. Beistimmung, so wie deren neue Be-
fehle erwarte, bringe ich Ihnen die Versicherung meiner innig-
sten Verehrung dar.
Bottari Racc. Il. 87-97. Benedetto Bresciani war Kam-
mersekretair des Prinzen Gian Gaston, der später Grossherzog
1) Cardands Werk „de subtilitate", das zum grössten Theile von
naturwissenschaftlichen Dingen handelt, bespricht im 17. Buch auch das
Verhältniss der Malerei zur Skulptur. In der Ausgabe vom Jahre 1580
(die erste erschien 1550), Seite 573-578. Es werden ausserdem von
Bresciani noch die Werke von Alberti, Vasari, Baldinucci, Franc. Junius
und Carlo Dati angeführt.