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haben. Ohne indess auf die Bemerkungen zurückzugeben, Welßhß
diese in ihren, mir augenblicklich nicht zu Gebote stehenden
Büchern darüber hinterlassen haben, glaube ich kaum, dass ich
mich alles desjenigen erinnern würde, was zur Unterstützung
meiner Gründe nöthig sein würde. Nichtsdestoweniger aber bin
ich der Ansicht, dass dieses das sicherste Mittel sei, dessen ich
mich bei Ergründung des WVerthes der Malerei und Skulptur
bedienen kann, indem ich über dieselben nach den Aussprüchen
Anderer urtheile und unter Zustimmung Ew. Herrl., welche
ausser den ritterlichen Uebungen und der edlen Ausbildung der
anmuthigsten Fähigkeiten und der schönen Wissenschaften sich
auch mit bewunderungswürdigem Geschick und raschem Erfolge
des Zeichnens und Malens beileissiget. Unter allen diesen Be-
dingungen hören Sie also nun meine Ansicht.
Die älteste Kunst ist die Skulptur, und nach dem, was dar-
über Eusebius von Caesarea im dritten Buch seiner Praeparatio
Evangelica andeutet, hat sie ihren ersten Ursprung von Gott
selbst erhalten, der den ersten Menschen aus weicher Erde bil-
dete und dadurch die übrigen Menschen lehrte, in ähnlicher
Weise ihre Ebenbilder herzustellen. Und da der Götzendienst,
indem er dem Menschen die Gott gebührende Anbetung widmete,
sich zu allen Zeiten menschlicher Bilder bedient hat, so scheint
der Gedanke Jener sehr wohl begründet, die da mit dem ersten
Entstehen der Skulptur zugleich auch das erste Entstehen des
Götzendienstes annehmen.
Der h. Cyprianus in seiner Abhandlung über die Götzen-
bilder, stellt die Betrachtung auf, dass die Liebe der Untergebe-
nen zu ihren Herrschern dieselben dazu veranlasst habe, deren
Bilder zu machen, um sich nach deren Tode auf irgend eine Art
für deren Verlust zu trösten und sich ihr Andenken lebendiger
zu erhalten; ein frommer Gebrauch, der späterhin durch die An-
wendung von Altären und Weihrauch und durch Darbringung
von Schlachtopfern zu einem abergläubischen wurde. Wie Weit
aber jene Zeiten, in denen derartige Anbetungen ihren Ursprung
Künstler-Briefe. U. 24