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befand, und Don Gaspar Esteban Murillo, clerigo de menoresa 1).
Murillds Frau war seit dem Jahre 1648 Donna Bgatriz de Cabrera
y Sotomayor, aus einer angesehenen Familie der Stadt Pilas, wo
Murillo die im Testament erwähnten, von der Frau ererbten"
Olivengärten besass. wDie Liebenswürdigkeit Murilldgn, Saut
Cean Bermudez, vstand mit dem süssen und anmuthiven Stäl
seiner Gemälde im vollkommensten Einklangeu. b
BEURs
WILHELM
ian
Leser.
den
l. September 1692.
Zwoll,
Die sichtbare Welt wird den Menschen durch die Farben
bekannt gemacht, ja die verschiedenen Körper selber, die dar-
innen sind, werden durch kein anderes Mittel, als durch dieses,
der Phantasie oder Einbildungskraft beigebracht. Und gleich-
wie das Auge unserer Seele die meisten Denkbilder giebt und
in allerlei Dingen den Regiments-Stock führt, so giebt dasselbe
auch die grösste Gelegenheit zur Ergötzung und macht, dass
man Gottes ewige Kraft und die unverbrüchliche Ordnung der
Natur erwäget, sich nach derselbigen gebührendermaassen
Schicket und mit einer grösseren Aufmerksamkeit, als die Men-
schen gewöhnlich thun, die Herrlichkeit und unendliche Ver-
änderung (Mannigfaltigkeit) seiner WVerke anschauet, deren Nutz-
barkeit ja freilich bei weitem nicht zu erzählen ist, die das
menschliche Geschlecht von Zeit zu Zeit daraus geschöpfet hat.
Deshalb unterliegt es gewiss keinem Zweifel, dass Derjenige
kein geringes Lob verdient, der die sichtbare Natur nachahmen
und die eben genannten Dinge lebendig und auf die Dauer zu
vielerlei Gebrauch verewigen kann.
1) Cean Bermudez a. a. O. 55. Clerigo de menores ist einbGeisf-
licher, der nur einer oder mehrerer der vier unteren Weihen thellhaftig
geworden 1st. Später erhielt Don Gaspar ein Kanonikat an der vsanta
iglesia" von Sevilla.
Künstler-Briefe. II. 23