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sie, in der Kabinette einem, an einer Statue des Phoebus ersah,
dass derselbe nicht allein Pfeile und Bogen, einen Python damit
zu fallen, sondern auch die Leyer der Kunst im Arme hatte, und
sich zugleich erinnerte, dass der Lorbeerkranz auf seinem Haupte
ihn nicht allein zu einem Kriegshelden, sondern auch zu einem
Helden der Kunst gekrönet. Wie nun E. Ch. D. als ein rechter
wahrer Apollo und hoher Gönner aller Künstler und Kunst-
freunde sich in stetem Wechsel dem Berufe der Kriegsführung
und der Kunstliebe zu widmen pllegen, so scheinet es jetzt, als
wenn Sie, da nun die von Feindesnoth bedrangte, mit Brand ver-
heerte und bluttriefende Germania den Freudenport des lang-
ersehnten Friedens vor Augen sieht, der Himmel füge ein un-
fehlbares Einlaufen und Anlandenl die siegreichen Waffen bei
Seite legen und hingegen zur Kunstleyer greifen Wollten. Da es
sich nun eben also gefüget, dass gegenwärtiges Werk, meine
tdeutsche Akademien jetzt hervor und an das Licht getreten ist,
so habe ich, um E. Ch. D. Kunstliebe durch eine neue, wenn
auch geringe Gabe zu erfreuen, mich erkühnet, dieses Werk
E. Ch. D. zu Füssen zu legen, weil ja, solches zu thun und der-
gleichen Schriften Ihnen als dem grossen Apollo und Beschützer
des deutschen Parnasses darzubringen, die allgemeine Schuldig-
keit erfordert. Es ist auch mein Buch eines solchen Schutz-
helden sehr bedürftig, da ja Niemand etwas hervorbringen kann,
das nicht von tadelsüchtigen Richtern ein übles Urtheil erdulden
müsste. Gleichwie nun der weltumspannende Ocean, ob er
schon meist nur grosse Ströme in sich aufnimmt, gleichwohl
auch ein Bächlein nicht verschmähet, das etwa in der Nähe entw
quollen und also seinen kurzen Lauf bald endet, so hoffe auch
ich, E. Ch. D. werden, auch hierin einem grossen Monarchen von
Persien nachahmend, diese meine Hand voll Wassers, die ich
Ihnen in Ermangelung einer grösseren Gabe unterthanigst dar-
bringe, nicht verschmähen, sondern nach Ihrer weltgeprißSßllen
hohen Humanität zu theuern Gnaden auf- und annehmen, 1'1-
gleich mit meinem aus tiefstem Herzen hervorgehenden Wunsche,
dass der Allerhöchste, wie bisher, auch ferner Ihre wohlgeord-