J OACHIM von SANDRART an den Kurfürsten von Brandenburg
FRIEDRICH WILHELM DEN Gnossmr 1).
Nürnberg,
1678.
Nachdem die tausendzüngige Fama von der Göttin des
Ruhmes aus dem Himmel entsendet worden, um Ew. Churf.
Durchlaucht hohen Ruhm mit dem Schall ihrer Silber-Dromme-
ten zu verkündigen, hat sie eine gute Weile gezweifelt, was für
einen Heldennamen sie in die daran hangenden Purpurfahnen
sollte sticken lassen. Sie glaubte zwar anfänglich, als sie E. Ch.D.
im Feldlager unter den Zelten und zwar siegprangend erblickte,
sie könnte Deroselben keinen andern Namen, als den eines
deutschen Mars zueignen. Und in diesem ihren Gedanken wurde
sie bestärkt, als sie, in den Jahrbüchern Ihres Churf. Hauses
forschend, unter Ihren glorwürdigsten Vorfahren einen Achilles
fand, dessen erhabener Waffenglanz den Ruhm aller Helden
seiner Zeit, wie E. Ch. D. dies in jetziger Zeit thun, eben so
überstrahlte, wie die Mittags-Sonne die Sterne am Himmel ver-
dunkelt. Als sie nun aber E. Ch. D. aus dem Felde nach Ihrer
fürstlichen Hofburg begleitete und allda wahrnahm, wie nicht
allein die Zeughäuser und Büstkammern mit aller Waffenge-
zeug, sondern auch die Kunstkabinette und Bücherzimmer mit
allen nur ersinnlichen Kunstschätzen und Seltenheiten angefüllt
waren und da sie dabei auch E. Ch. D. von solchen Dingen,
gleichwie sonst von Kriegssachen, mit hochvernünftigem Urtheil
reden hörte: da kam sie sofort auf den Schluss, dass Ihnen der
Ehrenname eines deutschen Phoebus oder Apollo besser an-
stehen würde.
Und in diesem Gedanken wurde sie abermals bestärkt, als
l) Die Anrede lautet: Durchlauchtigster Gross hf
Gnädigster Fürst und Herr! maß lgster Churfurst!