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ebenfalls in dem Briefe erwähnte Dr. Francesco Bedil), den er
als sein Vorbild betrachtet zu haben scheint, und den wir aus
den Aeusserungen Ferri's auch als Kunstfreund kennen lernen.
Die am Schluss des Briefes erwähnten Bilder sind Darstel-
lungen von Wundern in der Kirche der Nunziata, welche nach
einem der späteren Briefe vom 17. Februar 1666 (Bett, II. 50)
an Franceschini von Volterra, Livio Meus und Giro Ferri ver-
theilt worden sind. In demselben Brief kommt folgende für das
Studium und die Kunstweise des Meisters bedeutende Stelle
vor: wEw. Herr]. wünscht von mir ehrliche Auskunft, wie lange
Zeit ich mich noch in der Lombardei aufzuhalten gedenke. Ich
erwidere Ihnen darauf, dass ich um das Werk, welches ich ge-
genwärtig unter den Händen habe, zu vollenden, zwei Jahr und
sechs Monat gebrauche, und dann will ich auf ein Jahr nach
Venedig gehen, um daselbst zu studiren und zu sehen, 0b ich
nicht denen, die mir übel wollen, die Augen übergehen lassen
kann, indem diese meine Neider behaupten, ich wüsste nicht,
was ich in Bezug auf das Kolorit beginnen solltest Er freut sich
über die Erfolge des Herrn Viviani (s. o. S. 342), als 0b es seine
eigenen wären; wenn ihn jener hochschätze, so sei es Folge
von dessen unbegranzter Artigkeit, nicht seines eigenen Ver-
dienstes, er kenne sehr wohl seine Schwachen, und täusche sich
nicht über sich selbst.
Die Bescheidenheit des Meisters, die ich hier um so lieber
hervorhebe, als sie dem künstlerischen Charakter jener ganzen
Schule ferne zu liegen scheint, spricht sich auch in einem Briefe
vom 4. Mai 1666 aus, worin er den Grafen Magalotti bittet, er
möchte ihn nicht so sehr loben; denn er könnte ihn dadurch
leicht zu dem Glauben veranlassen, er verstehe etwas, und so
Würde er die Ursache seines Verderbens werden; wdenn wer da
glaubt, etwas zu verstehen, lernt nichts mehr zur.
l) Auch mit Vincenzo Viviani, dem berühmten Naturforscher und
Lieblings-Schüler Galilefs war Ciro Ferri befreundet. Briefe an L. hlaga-
lotti vom 30. September 1665 und vom 17. Februar 1666.