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Gegensatz zu Poussin, und gab sich seinem bald stummen und
bald lauten Schmerze hin. Um so rührender ist es dann, den
weltlich gesinnten 1), von allen Leidenschaften einst bewegten
Mann sich mit fast kindlicher Glaubigkeit den Tröstungen der
Religion zuwenden zu sehen. Er freut sich, dass er den Namen
des Erlösers trägt einen Salvator könne der liebe Gott doch
unmöglich in die Hölle schicken. Noch kurz vor seinem Tode
lässt er sich aus eigenem Drangez) die langjährige Freundin
antrauen, um auch von dieser Schuld befreit dahin zu gehen.
In ihren Armen, in Gegenwart des Sohnes und unter dem
Beistande eines nah befreundeten Priesters Francesco Baldovini
ist er gestorben. vWo der Fehler viel sinda, sagt Baldinucci,
wist die Gnade Gottes grossn. So starb nach heftig bewegtem
Leben ein Künstler, den man wegen seines aussergewöhnlichen
Charakters und Talentes wohl als den letzten der italienischen
Maler bezeichnet hat. Und in der That, es scheint, dass der
Kreislauf der selbstständigen Entwickelung der italienischen
Malerei während des siebzehnten Jahrhunderts mit ihm zum
Abschluss gekommen sei.
l) Wie die Ansichten Rosa's über die Fragen der Politik einen
oppositionellen Charakter hatten, so scheint man ihm auch gerade keine
allzu strenggläubige Kirchlichkeit zugetraut zu haben. „Als ich" erzählt
der ehrwürdige Baldovini in dem oben erwähnten Briefe S. 49 „vnn einem
Besuche Roszfs kommend, das Haus verliess, begegnete mir gerade, als
ich die Thüre schloss, der Kanonikus Da Scorno, ein Mann, dem es
gestattet war, über alle Menschen mit aller nur möglichen Freiheit zu
sprechen. Sobald er mich erblickte, rief er mir zu: „„Nun, wie geht es
dem Salvator? Wohl schlecht? Neulich Abend habe ich einem grossen
Streite im Vorzimmer eines Prälaten beigewohnt. Man stritt sich darum,
ob Salvator als Schismatiker, l-lugenottc, Kalvinist oder als Lutheraner
sterben würde!" Er wird, erwiderte ich, so es Gott gefällt, als ein besserer
Katholik sterben, denn Diejenigen, welche solche Reden von ihm führen.
Und darauf ging ich meines Weges."
2) Nur beiläufig mag hier die Anekdote erzählt werden, dass er sich
im Gegentheil lange geweigert habe, die Lucrezia zu heirathen. Auf dem
Todesbett endlich, als ihn der befreundete Priester immer von Neuem dazu
ermahnte, habe er sich mit den Worten dazu entschlossen: „Wenn es
denn durchaus unmöglich ist, ohne Hörner in den Himmel zu gelangen, so
möge es geschehen!"