XXXV
günstig gesinnt (S. u. S. 57. 58. 62), und erklärter Gönner des
stillen und auspruchslosen Domenichino. Und als er nun dcn
päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, da schienen sich für die
innerlich schon fest begründete Schule von Bologna die glän-
zendstcn Aussichten zu eröffnen. Der Papst Selbst und Sein
energischer Nepot, der Kardinal Ludovico Ludovisi, beeiferten
sich, ihre alten Schützlinge zur öifentlichen Geltung zu bringen.
Domenichino, dem der Kardinal sein erstes Kind über die Taufe
gehalten, wurde nach Rom berufen, von Beiden, vom Kardinal
namentlich, auch architektonisch beschäftigt, und zum Bau-
meister des päpstlichen Palastes ernannt. Nicht mindere Gunst
wendete der Papst dem frommen und sittenreinen Guercino zu.
Auch er wurde nach Rom berufen, um die Loggia des Segens
für 22,000 Scudi auszumalen, und es wurde ihm als besondere
Gnade gestattet, einen Monte di pieta in Cento zu gründen.
Aber die Hoffnungen der bolognesischen Meister erloschen nur
allzu rasch mit dem baldigen Hinscheideu des Papstes und dem
Erlöschen der Macht des Nepoten. Die plötzliche Wandelung,
die mit der Wahl des neuen Papstes in dem religiösen und
politischen Systeme eintrat (beide waren auf das Engste mit-
einander verbunden), sollte auch für die Kunst nicht ohne
Folgen vorübergehen. Die Interessen der Kirche, im Sinne
jener Restauration der katholischen Weltherrschaft, fielen mit
denen der spanischen Monarchie und der spanischen Parthei in
Italien zusammen, welcher letzteren auch die hervorragendsten
bolognesischen Meister angehörten. Paul V. und Gregor XV.
waren nicht blos streng kirchlich, sondern auch durchaus
spanisch gesinnt. Ihnen vor Allen war es zu danken, dass bis
dahin dies kirchliche und spanische Interesse entschieden und
ausschliesslich vorgeherrscht hatte. Nun aber wird, trotz aller
Anstrengungen der spanischen Parthei, ein Papst gewählt, der,
ohne seine eigene kirchliche Bedeutung zu opfern, Sißh doch
III?"