öUÖ
Wirkung, er freut sich, wenn seine Werke von denen, die sie
verstehen, genossen und gelobt werden; Salvator geht auf lei-
denschaftliche Erregung auch des Beschauers aus, und deshalb
sind es meist schauerliche und ergreifende Gegenstände, die er
mit Vorliebe behandelt. Wenn Poussin sich mit dem Beifall der
Verständigen begnügt, so ist Salvator von einem steten Durst
nach Ehre, Lob und Ruhm gequält; prahlerisch, wie in der
äusseren Erscheinung, ist er auch im Lobe seiner eigenen
Werke. vAmico dlaura e dhcclamazionia, nennt ihn Passeri;
vtroppo amante di se stessoa, Dominici; vVanaglorioso, avido di
fama, inamorato di se stessoß nannten ihn die Gegner. Und
während schliesslich Poussin die klarste Einsicht in sein eigenes
Wesen hat und sich der Grenzen seines Talentes sehr wohl be-
Wusst ist, so findet bei Salvator gerade das Gegentheil davon
statt; indem er die entschiedensten Seiten seines Talentes, na-
mentlich für Landschaften und Darstellungen mit kleineren Fi-
guren bis zur Verleugnung missachtet. Es ärgert ihn, wenn man
diese seine Werke lobt; er wird grob, wenn man Landschaften
bei ihm bestellt; er könne gar keine Landschaften malen, sagt
er einmal zu einem angesehenen Dilettanten Francesco Ximenez.
Und als ihn ein Kardinal einmal um einige Bilder mit kleinen
Figuren ersucht, fahrt er ihn höchst grob an: "Immer und im-
mer wollen sie Landschaften und Marinen und immer kleines
Zeug, und ich bin doch ein Maler von grossen Sachen und von
heroischen Figurenu! Obschon er in solchen Werken schwach
und unvollkommen war, halt er gerade diese für seinen eigent-
lichen Beruf. Kleine Bilder schenkt er wohl den Bestellern
grössererWerke aus freien Stücken zu und als er einmal merkt,
dass man blos deshalb grosse Bilder bei ihm bestellt, verweigert
er die Annahme des Auftrages ganz und gar. Es liegt bei allen
diesen Schwächen in dem Charakter Salvator's eine gewisse
Grösse (generoso e d'animo grande, nennt ihn Passeri), die nur
dadurch verliert, dass er das Bewusstsein derselben zu oft und
zu absichtlich zur Schau trägt.
Salvatofs Leben war ein reich bewegtes. In einer nicht
bemittelten Familie in der Nähe von Neapel geboren, war er vom
Vater für den geistlichen Stand bestimmt und zu seiner wissen-
schaftlichen Ausbildung dem Kollegium der Padri Somasehi
übergeben. Wenn hier auch bald das bizarre Wesen des Kna-
ben hervortrat und denselben von ernsteren Studien abhielt, so
hatte der Aufenthalt in dem Kollegium doch den Vortheil für
ihn, dass er die Elemente klassischer Bildung in sich aufnahm,