Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

GIOVANNI Lonmxzo 
BERNINI 
an 
den 
Kardinal RICHELIEU. 
Rom: 
Se. Eminenz der Kardinal Antonio (Barberini), mein Hen- 
und Gebieter, hat mir mit aussergewöhnlichem Eifer den Wi]- 
len ausgedrückt, ich solle meinen Fleiss darauf verwenden, für 
Ew. Eminenz eine Statue zu arbeiten. Die Autorität dieses mei- 
nes Herrn fand meinen Geist äusserst geneigt dazu, indem der- 
selbe schon vorher von dem Ehrgeiz eingenommen war, den ich 
immer gehabt habe, auch meinerseits meine Ergebenheit gegen 
die erhabene Grösse Ew. Eminenz zu beweisen, und ich würde 
nimmermehr geglaubt haben, irgend etwas in diesem Jahrhun- 
dert gegolten zu haben, wenn es mir nicht gestattet worden wäre, 
Demjenigen zu dienen, der dasselbe so hoch verherrlicht hat. 
Die Ungeduld, die ich empfinde, damit beginnen zu kön- 
nen, mich dieses Ruhmes zu versichern, hat die Vollendung 
des gegenwärtigen Bildnisses beschleunigt, damit Ew. Eminenz, 
Wenn Hochdieselben diese meine geringe Arbeit der Aufnahme 
in Ihr Kabinet für würdig erachten, etwas mehr in Ihrer Nähe 
habe, das Ihnen unaufhörlich meine Ergebenheit in's Gedacht- 
niss zu rufen vermöge. 
Ich muss allerdings Ihre Milde anflehen, geruhen zu wol- 
len, zu meiner Entschuldigung die Ungunst der grossen Entfer- 
nung in Betracht zu ziehen, und wenn es mir trotzdem gelungen 
wäre, Ihnen Genüge zu leisten, zu glauben, dass mir zu diesem 
Behuf der gebenedeite Gott Beistand geleistet hat, dessen Gnade 
Sie mir durch Ihre Tugenden zu gewinnen gewusst haben. 
Die Gnade Ew. Eminenz möge es mir gestatten, mich auch 
fernerhin zu nennen etc. etc. 
Die Veranlassung des obigen Briefes (Bottari Bacc. V- 92): 
in dessen Ueberschwenglichkeit man leicht einen sehr rveSßllt- 
liehen Zug der Kunstweise Berninfs wiedererkennen Wlfd, War
	        
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