Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

NIOOLAS 
Poussm 
an 
DE CHANTELOU. 
Herrn 
ROma 
16. November 1664. 
Ich bitte Sie, mein Herr! sich nicht über die lange Zeit 
zu wundern, dass ich nicht die Ehre gehabt habe, Ihnen Nach- 
richt von mir zu geben. Wenn Sie den Grund meines Still- 
schweigens kennen werden, so werden Sie mich nicht allein 
entschuldigen, sondern auch Mitleid mit meinem Elende haben. 
Nachdem ich neun Monate lang meine Frau gepflegt habe, die 
am Husten und Lungenschwindsuchts-Fieber darnieder lag, und 
von diesen bis auf die Knochen ausgezehrt worden ist, habe ich 
dieselbe jetzt verloren. Gerade jetzt, wo ich ihrer Hülfe am 
meisten bedürftig gewesen wäre, lasst mich ihr Tod einsam und 
von Jahren darniedergebeugt, gelähmt, mit allerlei Gebrechen 
behaftet, fremd und ohne Freunde  denn in dieser Stadt hier 
giebt es keine solchen. Das ist der Zustand, in welchen ich 
versunken bin  Sie werden leicht einsehen, wie trostlos der- 
selbe ist. Man predigt mir Geduld, welche ein Hülfsmittel gegen 
alle Uebel sein soll; nun, ich nehme sie wie eine Medicin, die 
nicht viel kostet, die mich aber auch um nichts bessert. 
Da ich mich nun in einem solchen Zustande sehe, der nicht 
lange mehr andauern kann, so bin ich gewillt, mich zur Abreise 
zu rüsten. Ich habe zu diesem Zwecke mein bischen Testament 
gemacht und vermache darin über 10,000 Scudi hiesigen Geldes 
meinen armen Verwandten, die zu Andelys wohnen. Es sind 
ungebildete und unwissende Leute, die, wenn sie nach meinem 
Tode diese Summe zu erheben haben, der Hülle und der Unter- 
Stützung eines redlichen und menschenfreundlichen Mannes sehr 
bedürftig sein werden. In dieser Noth nun wende ich mich mit 
meiner inständigsten Bitte an Sie, denselben mit Rath und Thüt 
an die Hand zu gehen, und sie unter Ihren Schutz zu nehmen, 
damit sie nicht betrogen oder bestohlen werden; Sie werde" Sie
	        
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