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schickten und ich den geringen Raum, auf welchem ich einen
so grossen Gegenstand darstellen sollte, und zu gleicher Zeit die
Schwäche meiner Augen in Betracht zog, die jetzt nur noch sehr
von weitem meiner geringen Einsicht nachkommen wollen, hätte
ich mich Ihnen gegenüber wahrlich gern entschuldigt, um ein
solches Werk nicht unternehmen zu dürfen, wenn ich nicht hätte
fürchten müssen, dass Sie mir diese Ablehnung auf eine für mich
ungünstige Weise auslegen würden. Ich entschloss mich also,
mein Möglichstes zu thun, um Sie zufrieden zu stellen und das
habe ich auch Wirklich gethan. Sein Sie so gut und empfangen
Sie das Bild eben so freundlich, als wenn es besser wäre: den
Preis habe ich dem Werk entsprechend gestellt und kann den-
selben noch mehr herabsetzen, wenn Ihnen dies passend er-
scheint. Indessen küsse ich Ihnen in aller Ergebenheit die Hand
und verbleibe für immer, mein Herr! Ihr ergebenster Poussin.
Lettres du Poussin p. 290. Die Uebernahme dieses Bil-
des für Herrn Chantelou d. ält. ist oben mitgetheilt. Die Auf-
nahme desselben muss eine so ungemein günstige gewesen sein,
dass Poussin die Lobeserhebungen des jungen Chantelou für zu
gross erklärt und aus seiner Vorliebe für ihn ableitet (17. De-
cember 1648). Und vom 19. December ist ein Brief an den Be-
sitzer des Bildes in ähnlichem Sinne geschrieben. Die allzugrosse
Anerkennung des Werkes sei wohl nur eine Folge seiner natür-
lichen Artigkeit. Er nennt Chantelou's Brief vom 22. Oktober
Deine Kopie seines kleinen Bildes, die viel besser gemalt sei als
das Original. Er habe vollkommen erfasst, was daran sei und
was ihm fehle. Er solle sich aber auch seiner früheren Bemer-
kungen erinnern. Er habe ihm das Bild auf die Art des Michel
de Montaigne gewidmet (eines französischen Philosophen des
siebzehnten Jahrhunderts), nicht weil es gut, sondern weil es
von ihm seit. Lettres du Poussin p. 295. Was das von Poussin
selbst erwähnte Original dieses Bildes anbelangt, so hatte er das-
selbe schon im Jahre 1640 für den Komthur Cassiano del Pozzo
ausgeführt, aus dessen Besitz es an den Architekten Andrä
Le Nötre und später in den Besitz der Krone überging. Es be-
findet sich gegenwärtig 1m Louvre, Ecole franeaise Nr. 432.