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Endlich entsehliesst er sich, sein Bild selbst zu malen, und zwar
in mehreren Exemplaren. Dasjenige, welches am Besten gelin-
gen würde, sagt er Chantelou zu, aber mit der Bitte, Niemandem
etwas davon zu sagen, damit keine Eifersucht entstehe (zu Juni
1649). Indessen arbeitet er nicht gern daran; seit 28 Jahren
habe er kein Porträt gemalt; nur aus Liebe zu Chantelou Wolle
er es vollenden (13. März 1650). Am 29. Mai 1650 meldet er
dann die Vollendung. Chantelou solle es als einen Beweis sei-
ner grossen Liebe betrachten. Das Porträt muss Chantelou un_
gemein gefallen haben; denn am 29. August 1650 schreibt ihm
Poussin, sowohl sein Lob, als das Geschenk, das er ihm dafür
gemacht, sei zu gross und übertrieben. Es wäre genug gewesen,
das Bild in seinem Kabinet aufzuhängen, ohne ihm noch die
Börse mit Pistolen zu füllen. Er nennt es weine Art Tyranneiu
von Chantelou, ihn immer mehr zu verpflichten.
NmoLAs Ponssm
an
Herrn DE CHANTELOU.
ROmv
24. November 1647.
Mein Herr! Gegenwärtiges soll als Antwort auf Ihre beiden
letzten Briefe vom 23. Oktober und vom ersten dieses Monats
dienen. Ich komme dem Versprechen nach, das ich Ihnen gege-
ben habe, d. h. ich setze meine Pinsel für Niemanden anders,
als für Sie an, ehe ich nicht Ihre sieben Sakramente vollendet
habe. Und so habe ich denn auch, sogleich nach Absendung
des Abendmahles, welches das sechste ist, die Hand an das letzte
gelegt, welches Sie am wenigsten lieben sollen. Und dennoch
hege ich die Erwartung, dass es demjenigen der sechs andern
nicht untergeordnet sein wird, welches Ihnen am Besten gefallt.
Ich bin für mein letztes Bild durch einen Gehülfen des Herrn
Gericaut bezahlt worden, wie Sie es aus dem auf Sie ausge-
stellten Wechsel ersehen haben, sowie auch aus dem Briefe,
in welchem ich Ihnen die Absendung des besagten Bildes 89"
meldet habe, und der Ihnen zweifelsohne vor dem gegenwär"
tigen zugegangen ist.