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gemacht, und sogar noch einen etwas grösseren, indem Sie mir
durch dasselbe ohne Verhüllung und trügerische Färbung die
Meinung zu erkennen geben, die man über mein zuletzt ge-
sandtes Bild hegt. Ich bin nicht darüber böse, dass man mich
tadele und kritisire; bin ich doch seit langer Zeit daran gewöhnt,
indem mich kein Mensch jemals geschont hat! Oft im Gegen-
theil bin ich die Zielscheibe, nicht blos des Tadels, sondern
auch der Verleumdung gewesen, was mir in der That zu nicht
geringem Vortheil gereicht hat; denn indem dadurch verhindert
wurde, dass mich ein falscher Dünkel verblendete, bin ich ver-
anlasst worden, vorsichtig in meinen Arbeiten zu Werke zu ge-
hen eine Gewohnheit, der ich mein ganzes Leben lang treu
zu bleiben gedenke.
Auch werden Diejenigen, die mich tadeln, obschon sie
mich nicht lehren können, es besser zu machen, wenigstens die
Veranlassung sein, dass ich dazu die Mittel in mir selbst finde.
Eine einzige Sache aber werde ich allerdings immer wünschen,
und diese werde ich nicht allein niemals erreichen, sondern ich
werde auch nicht einmal wagen, sie zu erkennen zu geben, aus
Furcht, einer zu grossen Anmaassung gcziehen zu werden.
Ich will Ihnen daher nur sagen, dass ich, als ich den Gedan-
ken fasste, das Bild der Taufe, so wie es jetzt ist, zu malen,
in demselben Augenblicke auch schon das Urtheil voraussah,
das man darüber fallen würde; und es giebt hier glaubwürdige
Zeugen, die Sie dessen mündlich versichern könnten.
Ich zweifele nicht, dass die grosse Masse der Maler be-
haupten wird, man ändere seinen Styl, wenn man, so wenig es
auch sei, aus seinem gewohnten Ton herausgeht; denn die arme
Malerei ist jetzt auf den Kupferstich reducirt, und was die
Skulptur betrifft, hat Jemand dieselbe, ausser in der Hand der
Griechen, jemals lebendig gesehen? Ich könnte Ihnen über die-
Sen Gegenstand sehr wohlbegründete Dinge sagen, die aber doch
Niemand von den Leuten verstehen würde, welche von dort aus
meine Werke beurtheilen. Ich bitte Sie nur, die Bilder, die ich
Ihnen schicken werde, wie Sie es gewohnt sind, mit günstigem