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Lettres du Poussin p. 216. Wir haben oben gesehen,
dass Poussin gegen Ende des Jahres 1642 nach Rom zurückge-
kehrt war. Alle seine späteren Briefe sind von dort aus datirt;
die meisten waren an seinen Freund und Gönner, Herrn von
Chantelou gerichtet, dem er stets die vertraulichsten Mitthei-
lungen über sein Leben und seine Arbeiten macht. Schon aus
dem ersten dieser Briefe vom 1. Januar 1643 ersieht man, wie
W0lll sich Poussin fühlt "in seinem kleinen Hause und dem ru-
higen Zustande, den ihm Gott gewährt hatn. Die Nachricht vom
Tode des Königs und vom Zurücktritt des Herrn De Noyers er-
schüttert ihn tief. rEr haben , schreibt er am 9. Juni 1643, weder
Tag noch Nacht Ruhe gehabt. Endlich aber habe er sich ent-
schlossen, das Böse ruhig zu ertragen. Unglück und Elend
seien uns Allen so sehr gemeinsam, dass er sich nur wundern
könne, wenn verständige Menschen darüber zürnen, und nicht
viel eher darüber lachen als seufzen. Wir haben einmal Alle
nichts zu Eigen, sondern Alles ist uns nur geliehenß Trotz
mancherlei Aerger mit jüngeren Malern, die unter seiner Auf-
sicht für Herrn von Chantelou berühmte ältere Gemälde zu ko-
piren haben, gefallt es Poussin so wohl in Rom, dass er schon
am 5. Oktober 1643 die Absicht ausspricht, nicht wieder nach
Paris zurückzugeben. wWenn Herr Remyn, schreibt er an
Chantelon, nlhnen etwas von meiner Rückkehr gesagt hat, so
beachten Sie wohl, dass ich ihm davon nur gesprochen habe,
um denen, die nach meinem Hause im Tuilerien-Garten trach-
ten, ein Vergnügen zu machen. Denn die WVahrheit zu geste-
hen, ich wüsste nicht, was mich bei der Abwesenheit des Herrn
De Noyers bewegen könnte, nach Frankreich zurückzukehrem
(Lettres du Poussin p. 139). Ueberdies würde er alt, und mit
dem Alter sei es wie mit dem Heirathen. Erst sehne man sich
nach Beiden, und wenn man dazu gekommen sei, missfalle
einem Beides. Sein Entschluss, nicht wieder nach Paris zu ge-
hen, war so fest, dass er Chantelou ersucht, etwas Geld aus dem
Meublement zu machen, das ihm Monseigneur De Noyers ge-
schenkt habe. So darf man sich denn nicht wundern, dass man
in Paris über das ihm von König Ludwig XIII. geschenkte Haus
anderweitig verfügte, und es anderen Personen einräumte. Als
Poussin davon hörte, schrieb er den obigen Brief, wohl den
heftigsten und leidenschaftlichsten, der sich in seiner ganzen
Korrespondenz befindet. Man darf den Künstler nicht allzu hart
beurtheilen, wenn er seimgutes Recht das Haus war ihm
durch ein Brevet des Königs auf Lebenszeit zugesprochen