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und niemals in Schmeichelei zu verfallen, welche Eigenschaften
zu entgegengesetzter Natur seien, um sich jemals beisammen
zu finden.
Wie in dem Brief an Chantelou vom 24. April spricht er
auch in einem andern vom 26. Mai die Besorgniss aus, in seinem
Schreiben an De Noyers etwas zu weit gegangen zu sein (L. d.
P. 101). Er bittet ihn, die Härten darin etwas zu mildern. Es
sei zu unerträglich, den dummen Tadel von Ignoranten anzu-
hören. Er sei bereit, die Arbeiten in der Gallerie an Herrn
Lemaire abzugeben, vwenn es Monseigneur gefallt, dass ich,
ehe ich sterbe, noch etwas in Frankreich ausführen kann, das
dem geringen Ruhm entspreche, den ich bei Kennern erwor-
ben haben.
Die Unzufriedenheit Poussin's macht sich zu derselben Zeit
auch in einigen beiläufigen Aeusserungen an Cassiano del Pozzo
Luft. So in einem Briefe vom 9. Mai 1642, worin er ihm die
Angelegenheit eines Freundes in Rom zu fördern bittet (Bott.
I. 398): Ueber die Madonnen, die Bücher des Pirro Ligorio könne
er nichts erfahren. Denn Nichts sei dem Sinne dieser Menschen
(in Paris) widerwärtiger, als öfter an eine und dieselbe Sache zu
denken: wwährend ich dies Eine sage, verschweige ich viel An-
deres, was ich dem Papier nicht anvertrauen mag". In einem
anderen vom 22. Mai d. J. (Bott. I. 400) fürchtet er, dass die
vlntriguena am Hofe die Angelegenheit Ferraris verzögern
werden, dieser nämlich wünschte sein schon oben angeführtes
Werk vHesperidesn (über die Kultur der Orangenbaume) dem
Könige von Frankreich dediciren zu dürfen, wie Francesco An-
geloni für seine nHistoria Augustaa die Annahme der Dedikation
und eine Geld-Unterstützung namentlich durch die Bemühung
Poussin's erlangt hatte. _Auch für Ferrari bemühte sich Poussin
vielfach, ohne jedoch die erwünschte Erlaubniss erhalten zu
können. Bottari I. 391 (Dumesnil p. 485). In Bezug auf
den grossen Brief an De Noyers ist noch zu bemerken, dass der-
selbe für den Augenblick einen günstigen Erfolg gehabt zu haben
scheint. Wenigstens spricht Poussin in einem Briefe an Herrn
von Chantelou vom 6. Juni 1642 seine Freude aus, über seine
Feinde triumphiren zu können (Lettres du Poussin p. 104). In-
dess war dieser augenblickliche Erfolg nicht im Stande, Poussin
seine Stellung angenehmer zu machen. Zu den Unannehmlich-
keiten, die sichuhm von_allen Seiten entgegen stellten, kam
noch die Rauhhelt des Pariser Klima's, die seinen an die milde
Luft R0m's gewöhnten Körper in gefährlicher Weise angrifl)