Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

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Bottari Racc. I. 380. Es gewährt ein eigenthümliches 
pgychologischeS Interesse, die Unzufriedenheit Poussin's über 
seine sonst so ehrenvolle Stellung immer mehr und mehr an- 
wachsen zu sehen. In einem Briefe vom 6.September, der eben- 
falls an Cassiano del Pozzo gerichtet ist, bedauert er nur wegen 
allzugehäufter Arbeiten nicht für den Komthur arbeiten zu kön- 
nen. vIch lege Ihnem, sagt er darin, vBechenschaft von allen 
meinen Handlungen, von allen meinen Aufträgen, von Allem, mit 
einem Worte, was ich thue und treibe, ab, aber ich muss fürch- 
ten, dass, nachdem ich Ihnen mitgetheilt wie ich mit Zeichnun- 
gen aller Art, mit Bildern von allerlei Gegenständen, mit Ge- 
danken endlich des verschiedensten Inhalts beschäftigt bin, Sie 
mich tadeln werden, dass ich Ihnen bis jetzt auch noch nicht 
mit dem geringsten Werkchen jene Liebe, die ich in der That 
zu Ihnen hege, so wie meinen steten Wunsch, Ihnen zu dienen, 
bewiesen habe. Glauben Sie nicht, dass mein guter Wille jetzt 
auch nur im Geringsten weniger entflammt sei, als bisher; da 
ich mich aber stets auf Ihre weise und rücksichtsvolle Art ver- 
lassen habe, so hat sich mein Gemüth ein wenig beruhigt. Ich 
setze voraus, Ew. Herrl. werde sich selbst denken, dass bei mei- 
ner Ankunft viele Arbeiten für mich bereit gehalten wurden, so 
dass ich, obschon entschlossen, diesen ganzen Monat August für 
Sie zu arbeiten, und namentlich Ihre Taufe Christi im Jordan 
zu vollenden, doch nicht einen Pinselstrich habe daran thun 
können, indem ich ausser den andern Sachen für den Novem- 
ber ein grosses Bild von 16 Fuss Höhe fertig zu machen hatte, 
welches der Herr De Noyers dem Noviziat der Jesuiten zum 
Geschenk macht. Das Werk ist reich an überlebensgrossen 
Figurem. 
Ueber das Altarbild für die Kapelle von S. Germain s. oben 
Erläut. zu Nr. 69. De Noyers selbst hatte den Gegenstand  
das Abendmahl  in bestimmter Weise angegeben. Es wurde 
im August 1641 vollendet; Poussin forderte 800 Thaler dafür, 
erklärte aber zugleich, sich auch mit 600 oder 500 begnügen zu 
wollen. Wie dieses, so befindet sich auch das Bild für das No- 
viziat der Jesuiten gegenwärtig im Louvre. Letzteres stellt den 
h, Franz Xaver dar, welcher eine Japaneserin vom Tode erweckt. 
Es wurde im Jahre 1763 für die Summe von 3800 Livres für den 
König erworben. Villot Ecole francaise Nr. 434. 
Aus dem obigen Briefe vom 20. September sieht man deut- 
lich, wie sehr das gleichzeitige Bearbeiten verschiedener Gegen- 
stande und die Hast, zu der er dabei gezwungen wurde, der
	        
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