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diese Mühen ertragen, wenn ich nicht die Arbeiten, die eigent-
lich lauge Zeit erforderten, übers Knie brechen müsste,
Ich schwöre es Ew. Herrl. zu, dass ich, wenn ich hinger hier
in diesem Lande bleibe, ein eben so grosser Pfuscher 1) werden
müsste, als alle die Andern, die hier leben. Die Studien und guten
Beobachtungen der Alterthümer oder was es sonst sei, sind hier
durchaus unbekannt, und wer Neigung zum Studium und zu
sorgfältiger Arbeit hat, muss sich hier wahrlich weit davon ent_
fernen. Ich habe nach meinem Entwürfe jetzt die Stukkaturen
und Malereien der grossen Gallerie anfangen lassenz), aber, ob-
schon sie diesen . . . . gefallen, zu meiner geringen Befriedi-
gung; indem ich hier Niemanden finde, der meine Ideen und
Absichten auch nur im Geringsten unterstützt, trotzdem dass ich
die Zeichnungen im Grossen und im Kleinen ausführe.
Einst, wenn Gott mir das Leben schenkt, werde ich Ew.
Herrl. die Zeichnung schicken, indem ich hoffe, sie mit Hülfe
der winterlichen Nachtwachen ins Reine bringen zu können.
Das Bild des Abendmahles Christi habe ich an dem Orte seiner
Bestimmung, nämlich zu S. Germain aufgestellt und ist dasselbe
recht gut gelungen. Jetzt arbeite ich an dem Bilde für das N0-
viziat der Jesuiten; dies ist ein grosses Werk, welches vierzehn
Figuren über Lebensgrösse enthält, und ich muss dasselbe in
zwei Monaten vollenden, so dass ich aus dieser Rücksicht ge-
zwungen bin, die Arbeit an Ihrer Taufe Christi auf die erste
sich darbietende Gelegenheit zu verschieben.
Ich holTe von Ihrer Güte und unbegrenzten Freundlichkeit,
dass Sie mich entschuldigen werden. Herr De Chantelou und
De Cambre 3) grüssen Sie herzlich.
l) Strapazzone.
2) Die Gallerie des Louvre ist nicht vollendet worden, und das
Angefangene ist nicht mehr erhalten. Einige Entwürfe, die Thaten des
Herakles darstellend, sind nach Poussixfs Handzeiohnungen von C9149
gestochen worden.
3) Herr von Chambray, der Bruder des Herrn von Chantelou.