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NICOLAS Poussm
an
Herrn
DE CHANTELOU.
PaPiS, 30. April 1641.
Mein Herr und Gönner! Am vergangenen Dienstag, nach-
dem ich die Ehre gehabt, Sie nach Meudon zu begleiten, wo
wir die Zeit so angenehm verlebten, fand ich bei meiner Rück-
kehr eine Tonne WVein vor, den Sie mir geschickt hatten, und
den man eben in meinen Keller hinunterbrachte. Da Sie ge-
wohnt sind, mein Haus wie mit Geschenken so auch mit Gunst-
bezengungen zu überhaufen, so habe ich am Mittwoch einen
liebevollen Brief von Ihnen erhalten, worin Sie mich fragen, was
mir von dem besagten Wein schiene. Ich habe ihn nun mit
meinen Freunden, die ein gutes Glas Wein lieben, geprobt, und
bin überzeugt, dass er, sobald er sich gesetzt hat, vortrefflich
sein wird. Uebrigens werden wir Ihnen, ganz wie Sie es wün-
schen, zu Diensten sein, denn wir wollen Ihre Gesundheit damit
trinken, so oft wir Durst haben und ohne ihn zu sparen. Das
Sprüchwort hat doch Recht, wo Tauben sind, {liegen Tauben
ein 1). Denn gestern hat mir auch Herr Costage eine so grosse
Hirschpastete geschickt, dass man leicht sieht, der Bäcker habe
vom Hirsche nichts als die Hörner zurückbehalten. Auch ver-
sichere ich Sie, mein Herr! dass ich fortan, vom Sonntag zu
beginnen, nicht ermangeln werde, in Freuden zu leben, wie ich
vergangenen Sonntag gethan, damit es dann die Woche darauf
wie im Schlaraifen-Lande 2) zugehe. Ich bin Ihnen mehr als
irgend ein Mensch auf Erden verpflichtet, und auch von allen
Ihren Dienern der ergebenste.
in
Lettres du Poussin p. 36. Es ist wohlthuend, einen Blick
die kleinen Freuden unseres Künstlers zu thun. Poussin ist
lui vient.
Chapon mangd, Chapon
Pays de Cocagne.