Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

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Lettres du Poussin p. 2.  DerHerr, an welchen Poussin 
den obigen Brief richtete, ist Paul Freart, Sieur de Chantelou, 
maitre d'hötel Ludwigis XIII. und Sekretair des französischen 
Kriegs-Ministers Sublet de Noyers, welcher letztere sehr bald 
auch zum Ober-Intendanten der Bauten, Künste und Manu- 
fakturen ernannt wurde. Mit dem erstgenannten, sehr kunst- 
liebenden und einflussreichen Herrn stand Poussin in näherer 
freundschaftlicher Verbindung, und als Richelieu den Künstler 
nach Paris zu ziehen wünschte, wurden die darauf bezüglichen 
Unterhandlungen im Auftrage des Ministers De Noyers durch 
den Herrn von Chantelou eingeleitet. Auf das erste Anerbieten 
der Art bezieht sich der obige Brief, der im Original die Jahres- 
zahl 1638 trägt. Quatremere de Quincy glaubt dieselbe in 1639 
ändern zu müssen, als in welchem Jahre die ersten bestimmten 
Anträge an den Künstler gestellt worden seien. Jedoch ist es 
sehr wohl denkbar, dass mancherlei andere Verhandlungen vor- 
hergegangen sind. Selbst wenn der Brief 1639 geschrieben 
wäre, könnte er sich noch nicht auf den officiellen Antrag be- 
ziehen, indem -der unten zu erwähnende Brief des Königs erst 
vom 18. Januar 1639 datirt ist. Auch sieht man aus der ganzen 
Haltung des Briefes und dem Schwanken des Künstlers, dass 
es sich noch nicht um die definitive Entscheidung handelt. 
Das im Briefe erwähnte Bild, an dem Poussin für Herrn 
von Chantelou arbeitete, stellt das Wunder des Manna-Regens 
in der Wüste dar. Dasselbe wird von Poussin in einem Briefe 
an Herrn Lemaire (Nr. 67) erwähnt, und am 28. April 1639 
meldet der Künstler seinem Gönner, dass er das fertige Bild 
durch wßertholin, den Kourier von Lyom, abgesendet habe. 
Es ist in mehr als einer Beziehung unterrichtend, Poussin über 
sein Werk sprechen zu hören. "Wenn Sie das Bild erhalten 
habem, sagt derselbe (Lettres du Poussin  wso bitte ich 
Sie recht dringend, dasselbe, wenn Sie es für gut halten, mit 
etwas Einfassung zu verzieren; denn es bedarf derselben, damit, 
wenn man es in allen seinen Theilen betrachtet, die Gesichts- 
Linien zusammengehalten und nicht ausserhalb des Bildes zer- 
streut Werden, und das Auge nicht die Bilder anderer benach- 
barter Gegenstände aufnehme, die, indem sie ohne Ordnung 
sich mit den gemalten Gegenständen vermischen, das Licht ver- 
wirren. Es würde sehr zweckmässig sein, wenn die besagte 
Einfassung ganz einfach mit mattem Golde vergoldet wäre, denn 
dies verbindet sich auf eine sehr sanfte Weise mit den Farben,
	        
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