Bonssm
NICOLAS
an
Pozzo.
DEL
CASSIANO
[E0511
1630
Es wäre möglich, dass Sie mich für einen lästigen und un-
verschämten Menschen hielten, da ich, nachdem ich so viel Auf-
merksamkeit in Ihrem Hause genossen, kaum einmal schreibe,
ohne irgend eine Belohnung in Anspruch nehmen zu müssen.
Indem ich aber überlege, dass das, was Sie an mir gethan haben,
geschehen ist, weil Sie mit einer guten, edeln und mitfühlenden
Natur begabt sind, so habe ich mir auch noch diesmal den Muth
gefasst, Ihnen gegenwärtigen Brief zu schreiben, indem ich
wegen einer Unpässlichkeit, die mich befallen hat, nicht selbst
kommen kann, und Sie darin, so viel ich nur vermag, instän-
digst zu bitten, mich mit etwas zu unterstützen, da ich dessen
so sehr bedarf. Denn die meiste Zeit über bin ich krank, und
überdies habe ich gar keine anderen Einnahmen zum Lebens-
Unterhalt, als die Arbeit meiner Hände.
Ich habe den Elephanten, den Ew. Herrl., wie mir vorkam,
zu wünschen schien, gezeichnet und möchte Ihnen ein Ge-
schenk damit machen; ich habe denselben mit einem darauf
sitzenden Hannibal dargestellt, der auf antike Weise bewaffnet
ist. An Ihre Zeichnungen denke ich tagtäglich, und bald werde
ich eine derselben fertig haben.
Es ist hier der Ort, Näheres über den Komthur Cassiano
del Pozzo mitzutheilen, den wir schon öfter als einen der ersten
Kunstkenner Roms bezeichnet und als Gönner mehrerer der
bedeutendsten Künstler kennen gelernt haben.
Cassiano del Pozzo (vergl. Dumesnil Histoire des plus ce-
lebres arnateurs p. 403 IT.) war im letzten Jahrzehend des sechs-
zehnten Jahrhunderts in einer alten und angesehenen Familie
zu Turin geboren. Von einem Verwandten, Carlo Antonio del
P0110, der von 1587-1607 Erzbischof von Pisa War, erzogen,
und zu den Studien auf den Universitäten von Bologna und Pisa