wünscht er einmal Glück zu dessen Verbindung mit dem Herzog
von Enghien, "die Gebrechlichkeit der menschlichen Schick-
salen, sagt er in einem Brief vom 23. Juli 1645, "ist der Art,
und namentlich am Hofe, dass es immer nöthig ist, sich eine
Stütze an mächtigen Personen zu schaffen; und wenn man auch
wohl sagt, es sei kein grösseres Heil dabei, sich den Fürsten
anzuvertrauen, als andern Menschenkindern, so sieht man doch
den Menschen gar oft geneigt, sich aus dem Menschen einen
Gott zu machenu. Die Unruhen in England und Frankreich, in
Polen und namentlich die vTragödiea in Neapel erfüllen ihn mit
Besorgniss. vUnd dochu, sagt er in einem Brief vom 12. Januar
1649, bist es ein grosses Vergnügen, in einem Jahrhundert zu
leben, in dem so grosse Dinge vorgehen, wenn man sich nur in
einer kleinen Ecke ausser Gefahr befindet, um die Komödie be-
quem mit ansehen zu könnem. Der religiösen Schwärmerei und
vor Allem dem Wunderkram der damaligen Zeit ist er gründlich
abgeneigt. Es widersteht ihm, Christus als einen Heuchler und
Kopfhanger zu malen (Torticolis), wie er in einem unten mit-
getheilten Briefe (Nr. 71) äussert; und von den Wundern spricht
er höchst despektirlich in einem Briefe vom 8. Mai 1650. wWir
haben hieru, sagt er, ßnichts Merkwürdigeres als Wunder; diese
geschehen so oft, dass es ein wahres Wunder ist. Die llorenti-
nische Procession hat ihnen noch einen hölzernen Crucifixus
hinzugefügt, welchem der Bart gewachsen ist und dem die Haare
tagtäglich mehr als vier Zoll lang wachsen; man sagt, der Papst
würde ihn sehr bald mit grosser Feierlichkeit scheerenß Der
Besonnenheit und verständigen Betrachtung, die allen diesen
Aeusserungen zu Grunde liegen, entsprechen auch zunächst die
Urtheile, die Poussin über seine eigene Kunstweise ausgespro-
chen hat. Wir haben schon im Eingang dieser Schilderung eine
der wichtigsten dieser Aeusserungen angeführt; andere finden
sich in den mitgetheilten Briefen l). Den Urtheilen über einzelne
Kunstwerke entsprechen auch die Beschreibungen, die er mit-
unter von seinen Bildern an Freunde mittheilt, und wie aus dem
l) Hier möge nur noch der Ausspruch erwähnt werden, dass er Nichts
auf's Gerathewohl arbeite (Brief an Stella vom September 1649). In einem
früheren Briefe an denselben sagt er: _„Ich habe mir Mühe gegeben, es
gut zu machen, und habe es in derMamer, die Sie sehen werden, gemalt,
umsomehr, als der Gegenstand (Binaldo und Armide) an sich weich ist;
ganz im Gegensatr zu dem _Bilde des Herrn La Vrilliere, welches in einer
strengeren Manier ist nnd sein musste, indem der Gegenstand (F. Camillus,
der die Kinder der Falisker zurückschickt) ein heroischer ist".