bezeichnen gesucht (S. 136). Hier nur noch die Bemerkung,
dass kaum irgend ein Künstler jener Zeit sich mit so klarem
Bewusstsein über sein eigenes künstlerisches Wesen aus--
gesprochen hat, als Poussin. Es entspricht dies vollkommen
dem hesonnenen und ruhigen Verfahren bei seiner Arbeit, das
uns von mehreren seiner Zeitgenossen, namentlich Passeri und
Bellori, geschildert wird. Zunächst vertiefte er sich in die Idee
seines Gegenstandes, die er sich, wenn sie dem Alterthum ent-
lehnt war, durch genaues Studium der betreffenden Schrift-
steller nach allen Seiten hin klar zu machen suchte. Dann ent-
warf er wohl erst ein paar flüchtige Skizzen, bis er sich an die
Ausführung selbst machte. Zu dieser bereitete er sich dadurch
vor, dass er auf einem quadrirten Brette, welches den Fussboden
vorstellte, kleine Modellfiguren in einer der Handlung entspre-
chenden Weise gruppirte, wie denn auch in dieser Beziehung
seine Werke durchweg wohl berechnet und von der grössten
Richtigkeit sind. Die letzte Ausführung geschah stets mit Ruhe
und Ueberlegung, und um sich aus dieser nicht herausreissen
zu lassen er hatte die Nachtheile gehäufter Arbeiten in Paris
kennen gelernt nahm er in späterer Zeit nur wenig Aufträge
und auch dann nur von solchen Personen an, die ihm durch
Freunde besonders empfohlen wurden. ln seinen Forderungen
war er mässig; von dem auf der Rückseite des Bildes notirten
Preise aber ging er, bei Fremden wenigstens, nicht ab. Eben so
besteht er, wenn er sich beeinträchtigt glaubt, fest auf seinem
Rechte; so beklagt er sich z. B. fast zu heftig, dass das ihm ver-
liehene Haus in Paris einem Andern eingeräumt werde, obschon
er nicht daran dachte, wieder nach Paris zurückzukehren (Er-
läuterungen zu Nr. Auch vermerkt er es sehr übel, dass
ihm sein Gehalt als Hofmaler nicht mehr in Rom ausgezahlt
werde und setzte es durch die Bemühungen seiner Freunde
auch durch, dass ihm im Jahre 1655 die Nachzahlung der rosti-
renden Summe zugesagt wurde. S0 konnte er sein Leben ganz
nach seinen stillen Neigungen geniessen und wurde in der
That auch schon von den Zeitgenossen glücklich gepriesen, bis
in den späteren Jahren seines Lebens Krankheit und der Tod
seiner Ehefrau dies ruhige Glück gefährdeten. Wie er in seiner
Kunst besonnen und maassvoll war, so war er auch in seinen
Ansichten über Religion, Staat und Gesellschaft allen Extre-
men abgeneigt. Freund einer ehrenvollen Unabhängigkeit, V91?"
kennt er doch nicht die Vortheile, die der Schutz einflussrei-
eher Personen zu gewähren im Stande ist; Herrn von Ühanfelßll
Künstler-Briefe. II. 15