Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

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ward Domenichino sein Vorbild. Es ist sehr bezeichnend und 
war eine nothwendigß Folge Seine? ganzen bisherigen Bildung, 
dass Poussin den durch Ernst der Gesinnung und Gewissenhaf- 
tigkeit des Studiums ausgezeichneten Domenichino allen übrigen 
Künstlern vorziehen musste, die gleichzeitig in Rom lebten In 
seiner iAccademiaß arbeitete er, bis Domenichino seine verhäng- 
nissvolle Reise nach Neapel antrat; in dem Streite der Anhänger 
Guido's und Domenichinds stand er immer auf Seiten des Letz- 
teren, obschon der grösste Theil der jüngeren KüllStler sich der 
glänzenden und bestechenden Weise Guido's zuwendete; Dome- 
nichinds Bild derzKommunion des h. Hieronymus stand Poussin 
nicht an, der Transfiguration RafaePs an die Seite zu setzen. 
Mitten unter dieser vielseitigen Thätigkeit hatte Poussin mit 
mancher Missgunst des Schicksals zu kämpfen; pekuniärer Man- 
gel trat ein; dazu kam eine, nach Passeri vielleicht selbst ver- 
schuldete Krankheit. Ein Franzose, Giacomo Dughet, nahm sich 
seiner an und liess ihn in seinem Hause verpilegen. Poussin 
heirathete, wie es scheint aus Dankbarkeit, seine Tochter, ohne 
dadurch aus äusserer Noth herauszukommen. Ja, es mögen noch 
andere Sorgen hinzugekommen sein; im Anfang der dreissiger 
Jahre sehen wir den Künstler in grosser Bedrängniss (Nr. 65). 
Da fand Poussin Zuflucht und Hülfe bei einem der angesehensten 
Männer der vornehmen römischen Gesellschaft, bei dem Ritter 
und Komthur Cassiano de] Pozzo. Das Leben dieses Mannes ist 
in den Erläuterungen zu dem nachfolgenden Briefe (Nr. 65) be- 
schrieben. Hier genüge die Bemerkung, dass derselbe von nicht 
geringerem Einfluss auf die Gestaltung von Poussin's späteren 
Lebensverhältnissen gewesen ist, als Courtois und Marini für 
dessen frühere Entwickelung. Einmal nämlich hielt er Poussin 
in seiner Bedrängniss durch seine Theilnahme aufrecht, die sich 
sowohl in direkten Unterstützungen, als auch in der Vermitte- 
lllng künstlerischer Aufträge bekundete. So hat er ihm das Bild 
des h. Erasmus in S. Peter verschafft, für welches Poussin, wenn 
anders seiner Aeusserung bei Passeri Glauben zu schenken ist, 
allerdings kein Honorar erhalten hatte. Von grösserer Bedeu- 
tung aber wurde ein Werk, das ihm Cassiano auftrug und das 
den Ruhm des Künstlers fest begründete. Es waren dies die 
Bilder, in denen Poussin die sieben Sakramente darstellte und 
die ein so grosses Aufsehen erregten, dass sich Cassiano in 
Seinem eigenen Hause kaum vor der Menge der Besucher Zu 
retten Wusste, die jene Bilder bewundern wollten (Nr. '72. 75). 
Ist dieser treffliche Mann so zum Schöpfer von Poussin's Glück
	        
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