hineingerieth, die er später in allen seinen Werken bekundet
hat. Aber auch auf die äusseren Geschicke seines Lebens sollte
die Bekanntschaft mit Marini grossen Einfluss gewinnen. Poussin
war schon seit langer Zeit von einer lebhaften Sehnsucht nach
Italien ergriffen. Zweimal schon hatte er die Reise trotz seiner
äusserst geringen Mittel unternommen; das erste Mal kam er bis
Florenz, von wo entweder Besorgnisse über sein Schicksal oder
das Heimweh ihn nach Paris zurücktrieb; das zweite Mal war er
bis nach Lyon gekommen, von dort aber ebenfalls nach einiger
Zeit wieder nach Paris zurückgekehrt. Die Bekanntschaft mit
dem allgemein gefeierten Dichter musste diese alte Sehnsucht
noch lebhafter anfachen; eine begonnene Arbeit verhinderte
Poussin zwar mit Marini selbst nach Italien zu gehen; indess
reiste er demselben bald nach, um ihn in Rom (1624) wieder zu
finden. Marini, der im Begriff war, nach seiner Heimath Neapel
zurückzukehren, wo er auch im folgenden Jahre schon starb,
machte Poussin mit Marcello Sacchetti bekannt, der den freund-
und schutzlosen Künstler seinerseits wieder an den Kardinal
Francesco Barberini empfahl. Ohne die Gunst eines einfluss-
reichen Kardinals durfte damals in Rom kein Künstler hoffen
zur Geltung zu gelangen. Dennoch aber sollte Poussin bald
einsam und ohne Beschützer dastehen, indem der Kardinal Bar-
berini sehr bald als päpstlicher Legat seine Reise nach Frank-
reich und Spanien antrat. Nun begann für Poussin ein Leben
voll Arbeit. Er stürzte sich in eine rastlose Thatigkeit, zu der
die antiken Monumente Roms stets neuen und unerschöpflichen
Stoff boten. Sein Genosse in diesen Studien war Francesco
du Quesnoy (il Fiammingo genannt), den wir schon oben als
Freund Rubens kennen gelernt haben und der damals noch
jung, den Grund zu seinem späteren Ruhm als Bildhauer legte.
Sehr bezeichnend ist die Art, wie die beiden Freunde ihre Stu-
dien betrieben; der Bildhauer zeichnete mit dem Maler nach
Rafael und Tizian; der Maler modellirte mit dem Bildhauer in
Thon nach dem Leben und der Antike. Kann man einen tieferen
Einblick in die Entwickelung dieser beiden Künstler thun
des Bildhauers, in dessen Kinderiiguren die schwellende Le-
bensfrische Tizian's, des Malers, in dessen Bilde die plastische
Bestimmtheit der Antikeworherrschen? Mannigfache andere
Studien kamen für Poussin hinzu; die antike Architektur er-
forschte er mit grossem Eifer; in der Perspektive und Optik
hatte er schon bei Courtois den Grund gelegt; in der Anatomie
unterrichtete er sich nach Antonio Larche; in der Malerpraxis