230
sehen bekäme, was einem sonst ohne die Begünstigung irgend
einer Person von Stande nicht gezeigt wird und dann doch etwas
kennen gelernt hätte, dessen ich mich in der Folge mit Vortlieil
bedienen könnte. Nun aber schliesse ich, indem ich Ew. Herrl.
von Gott alles vollkommene Glück erllehe.
Bottari Racc. I. 331. Simon Vouet (geb. zu Paris 1582)
war einer von denjenigen französischen Künstlern, die im An-
fang des siebzehnten Jahrhunderts nach Italien gingen, wo die
lebhafte Konkurrenz der Akademiker und Naturalisten, so wie
der manieristischen Meister ein ungemein reiches und glänzen-
des Kunstleben hervorgerufen hatte. Unter diesen Einflüssen,
namentlich der Werke Caravaggids, begann er in Rom mit ge-
ringer Selbständigkeit, aber grosser äusserer Fertigkeit seine
Laufbahn als Porträtmaler im Jahre 1612. Im Auftrage des
Herzogs Paul von Bracciano ging er nach Genua, um dort die
Braut seines Gönners zu malen. Auf diese Arbeit bezieht sich
die Bemerkung im Anfang des Briefes. Derselbe ist an den
schon mehrfach erwähnten Kunstfreund Cassiano del Pozzo ge-
richtet, den wir noch als besonderen Gönner Poussin's kennen
lernen werden und der damals in Turin lebte. Einen zweiten
Brief schrieb Vouet an denselben aus Genua unter dem 4. Sep-
tember (Bottari Raccolta I. 333), wo sich (p. 334) auch ein
dritter. Brief an Herrn Ferrante Carlo abgedruckt tindet (vergl.
S. 49 HI). V0uet's grösster Ruhm besteht darin, drei der be-
deutendsten französischen Maler, Lebrun, Lesueur und Mignard
zu Schülern gehabt zu haben.
JAQUES
STELLA
2.11
N ICOLAS Lmenoxs.
ROms
13. Februar 1623.
Der gegenwärtige Brief soll mir dazu dienen, Euch zu be-
zeugen, wie sehr ich begierig bin, Euch wiederzusehen, und
zweimal bin ich schon dem Kourier entgegen gegangen, um zu