Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

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war er allem Edelen in der Kunst abgeneigt. Leidenschaft- 
lich, düster und wüst von Charakter war es vor Allem die Ge- 
Wall; düstrer Stimmung, die er in seinen Werken auszudrücken 
liebte, wenn er überhaupt auf einen solchen Eindruck, und nicht 
vielmehr auf die blosse Reproduktion der Natur hinarbeitete. 
Immer aber griff er die niedrige, hässliche und gemeine Seite der 
Erscheinung mit Vorliebe heraus. In seinem Kolorit lasst er 
sich durch eben diesen düstern Sinn zur Anwendung der här- 
testen und schärfsten Kontraste verführen. Die Figuren heben 
sich von dem fast immer schwarz gehaltenen Hintergrunde 
schneidend ab; es ist, wie Lanzi einmal sagt, als ob sich seine 
Figuren alle in einem Kerker bewegten. Und in der That, das 
Nächtliche ist sein eigentliches Element. Nicht blos in der 
Farbengebung, sondern auch in der ganzen Stimmung der 
Werke herrscht dasselbe vor. Auch hier sind es überall die 
Nacht- und Schattenseiten der menschlichen Natur, die er her- 
vorkehrt. Diese, gleichviel, 0b zu künstlerischer Geltung be- 
rechtigt, oder nicht, werden immer eine grosse und unmittel- 
bare Gewalt auf den Beschauer ausüben, und es ist in der That 
noch jetzt schwer, sich der Wirkung derartiger Bilder ganz zu 
entziehen. Der Tod der Maria im Louvre z. B. ist ein Werk 
reich an Widerwärtigkeiten aller Art. Mit geschwollenem Leibe, 
gleich einer Ertrunkenen, die blossen Füsse in unedelster Weise 
dem Beschauer entgegengestreckt, liegt die heilige Jungfrau da. 
Die Wirkung ist eine unangenehme, abschreckende; aber sie ist 
da, und es ist auch nicht zu leugnen, dass an einigen der Apostel- 
Figuren sich eine tief ergreifende Gewalt der Leidenschaft bekun- 
det. Der Kampf gegen ein Extrem in der Kunst ruft naturge- 
Inäss das andere Extrem hervor. Kein WVunder übrigens, dass 
diese Kunstweise einen grossen Erfolg hatte. Die obengenann- 
ten Künstler ehrten das wirkliche Talent in Caravaggiv, den 
Fortschritt, den er zu einer wahren und realen Darstellung ge- 
than. Auf die grosse Masse aber musste namentlich das Düstere,
	        
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