199
werden) niSt die berühmte Kreuzigung Petri zu Köln, Welchen
Gegenstand sich Rubens selbst aus dem Leben des Heiligen aus-
gewählt hat. Der Körper des Heiligen krümmt sich gewaltsam
an dem Kreuze, woran er, den Kopf nach unten, angenagelt wird.
Er beugt das Haupt rückwärts; in seinem Gesicht sind die Qua-
len ausgedrückt, welche er leidet; sein geöffneter Mund Vef5inn_
licht schrecklich sein Angstgeschrei. Sechs Schergen sind um
ihn beschäftigt, alle, wie Petrus selbst, von sehr robustem Kür-
perbau. In der Luft erscheint der Engel mit Märtyrerkranz und
Siegespalme. Die einzelnen Theile dieses Bildes sind sorgfälti-
ger studirt als gewöhnlich" (d. h. in der späteren Zeit seiner
Thätigkeit), vdie Beleuchtung des Ganzen, die Tiefe, Klarheit
und Sättigung der Farben ist meisterhaft. Dasselbe gewinnt
noch dadurch an Interesse, dass es, da es eines der letzten, WO
nicht das letzte grössere YVerk ist, welches Rubens gemalt hat,
beweist, wie er auch noch im Alter im vollen und ungeschwäch-
ten Besitze seiner Meisterschaft gewesen ism
RUBENS
311
FRANCISOUS Jnnws.
Antwerpen,
1. August 1637.
Sie werden sich gewiss sehr gewundert haben, dass ich
Ihnen erst jetzt von dem Empfang Ihres Briefes, so wie Ihres
Schreibens vom 24. Mai Kunde gebe, in welchem Sie Ihre Ah-
sicht aussprechen, den gegenwärtigen Brief an mich zu richten.
Ich ersuche Sie, zu beachten, dass noch nicht mehr als vierzehn
Tage seit dem Empfange desselben verllossen sind. Ein Herr
aus dieser Stadt, mit Namen Leo Hemselroy, hat mir denselben
überbracht und sich sehr wegen seiner Verzögerung entschul-
digt. Dies ist der Grund, weshalb ich nicht früher geantwortet
habe. Ueberdiess wünschte ich, den Brief vorher genau durch-
zulesen, wie ich auch jetzt mit grosser Aufmerksamkeit gßihan
habe. Ich kann in Wahrheit sagen, dass Sie unserer Kunst eine
sehr hohe Ehre erwiesen haben, wdurch diesen unerschöPflichen