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verwerfen, und nach dieser unmittelbaren Wirkung des Kunst-
werks zu streben. Diese Wirkung wohnt denn auch in der That
ihren Schöpfungen in hohem Maasse bei. Von dem Kampfe
gegen den hohlen und süsslichen Idealismus der Manieristen
ausgehend, verwarfen sie allen und jeden idealen Gehalt des
Kunstwerkes; um der konventionellen und gezierten Auffas-
sung jener Meister zu entgehen, verzichteten sie auf jede künst-
lerische Auffassung des Gegenstandes, und strehten nach der
einfachen Reproduktion der Natur, selbst in deren niedriger
und gemeiner Erscheinung. Sehen wir, wie sich dies an dem
Gründer der naturalistischen Schule darstellt. Caravaggio (1569
bis 1609) erlernte die Malerei in Mailand, studirte in Venedig na-
mentlich die Werke Giorgiones, und wandte sich dann nach Rom,
wo zu jener Zeit alle bedeutenden Talente zusammenströmten.
Hier hat er einige Zeit unter dem Kavaliere Giuseppe d'Arpin0,
einem der entschiedensten Manieristen, gearbeitet, erlangte in-
dess in dieser Knnstweise keine Erfolge, und beschloss, sich
selbständig seinen Weg zu bahnen. In Gemeinschaft mit einem
andern Künstler eröffnete er eine Boutique, wo er ganz roh ge-
arbeitete Bilder verkaufte. Lange fehlte auch hier jeder Erfolg,
er hatte mit Mangel und Noth zu kämpfen, bis ihn ein französi-
scher Kunsthändler unterstützte und seine Werke vortheilhaft
zu verwerthen wusste. Endlich ward ihm auch die Gunst eines
kirchlichen Würdenträgers zu Theil, welche die Vorbedingung
alles künstlerischen Erfolges in Rom war. Der Kardinal del
Monte nahm ihn in sein Haus, und die Bilder, die Caravaggio
dort malte, sind es, die seinen Ruhm begründeten. Es war ein
Glück für ihn, wie ein Zeitgenosse sagt, gerade zur Zeit jenes
falschen, hohlen und phantastischen Idealismus aufzutreten. In
der That begann man dieser Auffassung auch in Rom allmälig
satt und überdrüssig zu werden, nachdem in Bologna die erStell
Reformversuche von Seiten der Caracci schon geschehen Waren-
S0 viel Mühe wie die Caracci gab sich nun Caravaggiß allerdings