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die Hände Ew. Excellenz niedergelegt hätte, ohne irgend einen
anderen Auftrag und in keiner anderen Absicht, als Ihnen einen
ergebenen Dienst zu leisten, indem ich nichts auf der Welt mehr
als eine Gelegenheit wünsche, um Ihnen durch die That zu be-
WeiSeIl, dass ich von ganzem Herzen bin etc.
Dieser Brief, aus dem viel Verdruss und vielleicht zu viel
Ergebenheit, wie Gachet sagt, hervorleuchtet, fallt in die poli-
tisch-bewegte Zeit von Rubens Leben. Er war von der Infantin
autorisirt worden, im Haag über den Frieden mit den Vereinig-
ten Staaten das stete Ziel seiner patriotischen Wünsche zu
unterhandeln. Unterdess aber hatten schon einige hochstehende
Mitglieder der Friedensparthei die Initiative zu Unterhandlungen
ergriffen, und es übel empfunden, dass die Infantin Rubens,
dessen Ruhm allerdings nicht von seinen Ahnen herrührte, mit
diesem Auftrage betraut hatte. Sie zwangen die Fürstin, Rubens
zurückzurufen, und der Maler wurde den Adligen geopfert. Es
scheint, dass der Herzog von Arschot diesen auf der Reise ein-
geholt und ihm die Papiere abgefordert habe. Darauf bezieht
sich unser Brief, der Rubens eine Antwort eintrug, die als das
Zeugniss aristokratischen Hochmuths hier erwähnt werden muss:
vHerr Rubens! Ich habe aus Ihrem Billet Ihre Betrübniss
ersehen, dass ich über Ihre Forderung des Passes erzürnt bin,
dass Sie einen geraden Weg gehen, und dass Sie mich zu glau-
ben ersuchen, Sie würden immer Rechenschaft von Ihren Hand-
lungen ablegen. Ich hätte es füglicherweise unterlassen können,
Sie mit einer Antwort zu beehren, da Sie so auffällig gegen Ihre
Pflicht verstossen haben, mich in Person aufzusuchen, ohne den
Vertrauten durch Absendung jenes Billets zu spielen, was sich
nur für Personen gleichen Ranges ziehmt. Denn ich hin von
eilf bis halb eins im Gasthofe gewesen, und des Abends um
halb sechs dahin zurückgekehrt, so dass Sie Zeit genug hatten,
um mich zu sprechen. Nichtsdestoweniger aber will ich lhnen
mittheilen, dass die ganze Versammlung zu Brüssel es sehr son-
derbar gefunden hat, dass Sie, nachdem wir Ihre Hoheit und
den Marquis d'Ayetone ersucht hatten, lhnen die Mittheilung
der in Ihrem Besitz befindlichen Papiere an uns aufzutragen,
und uns dies auch versprochen worden war, anstatt dies zu
thun vielmehr Ihren Pass verlangt haben. Im Uebrigen küm-
mere ich mich sehr wenig darum, welchen Weg Sie gehen, und