RUBENS
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GEVAERTS 1).
London,
15. September 1629.
Ew. Herrl. macht sich einen Beruf daraus, mir stets in
Kourtoisie zuvorzukommen und mich darin zu übertreffen, ohne
auf meine Fehler Rücksicht zu nehmen und ohne mir den
geringen Eifer, Ihnen wie ich es sollte meine Verehrung und
Ergebenheit zu bezeugen, zum Vorwurf anzurechnen. Aber Gott
weiss es, dass ich es nur an äusserlichen Zeichen fehlen lasse,
und dass ich für Sie immer noch dieselbe Achtung und herzliche
Zuneigung hege, die ich Ihnen durch die That beweisen werde,
sobald mir die erwünschte Gelegenheit, Ihnen zu dienen, zu
Theil werden wird. Ich hoffe, dass mein Sohn wenigstens in
dieser meiner Verpflichtung gegenEw. Herrl. mein Erbe sein
wird, gleichwie er auch in hohem Maasse Ew. Herrl. Gunst
theilhaftig ist und Ihrer guten Anweisung das beste Theil seiner
selbst zu verdanken hat. Ich werde für ihn um so mehr Äch-
tung hegen, als Ew. Herrl. ihm solche beweisen, indem Ihr Ur-
theil hierin gewichtiger ist, als das meinige. Doch habe ich alle-
zeit bei ihm sehr vielen guten Willen beobachtet. Es freut mich
sehr, dass er sich nun, Gottlob! besser befindet, und ich sage
Ew. Herrl. meinen grössten Dank für diese gute Nachricht, so
wie für die Ehre und den Trost, welche Sie ihm durch Ihre
Besuche während seiner Krankheit gewährt haben. Er iä zu
jung, um, "wenn die Natur ihre Ordnung befolgta, vor uns von
dannen zu scheiden; möge Gott es ihm vergönnen zu leben und
in Ehren zu leben, vdenn nicht darauf, wie lange ein Stück
spielt, kommt es an, sondern wie gut es gespielt wirdn.
Ich fürchte mich, den Verlust Ihrer lieben Gattin zu be-
rühren; meine Pflicht war es, dies sogleich zu thun. Nun wird
I) Der Brief ist fast ganz in vlaemisoher, die im
Stellen dagegen in lateinischer Sprache geschrieben.
Text
bezeichneten