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Haupte haben, so wie die dritte eine Mitra, weiss ich nichts
völlig Wahrscheinliches mehr, als dass sie die Besehützerinnen
der Ehe und der Zeugung Seiu müSSeIl- Vielleicht ist die eine
Juno als Königin, die ich indess niemals mit einer solchen Krone
gesehen habe, und die andere Lucina. wDenn die Strahlen he-
deuten ohne Zweifel das Licht, und der Mond selbst entlehnt
sein Licht von den Sonnenstrahlenw 1) Von den Figuren auf der
andern, dem Opfer entgegengesetzten Seite des Bettes habe ich
Ihnen in meinem vorigen Briefe geschrieben. Dies ist Alles,
was ich zu sagen im Stande -bin, ohne Ordnung, aus der Erin-
nerung und iex temporea. Wenn mich Ew. Herrl. mit der
Zeichnung erfreuen will, die aber, um richtig davon urtheilen zu
können, kolorirt und von guter Hand gemacht sein muss, so
werde ich Ihnen mit grösserer Ausführlichkeit und tieferer Be-
gründung zu Diensten sein können. Und indem ich schliesslich
Ew. Herr]. die Hand küsse, empfehle ich mich Ihrem freund-
lichem Wohlwollen.
Gachet Lettres 195. Das in Rede stehende und jetzt
unter dem Namen der Aldobrandinischen Hochzeit bekannte
Wandgemälde wurde zu Rom im Jahre 1606 auf dem Esquilini-
scheu Hügel ausgegraben. Seinen Namen erhielt es vom Kar-
dinal Cintio Aldobrandini, seinem ersten Besitzer. Es waren
mehr als zwanzig Jahre darüber vergangen, dass Rubens das
Bild gesehen, und es zeugt für sein reges Interesse, so wie für
seine gründliche Kenntniss des klassischen Alterthumes, dass er
nach so langer Zeit das Bild aus der Erinnerung, wenn auch mit
einigen nicht zu vermeidenden Irrthümern, zu beschreiben im
Stande war. Von Pius VII. angekauft, gelangte die Aldobran-
dinische Hochzeit im Jahre 1818 in die Vatikanische Sammlung.
1) Die bezeichneten Worte
sind
in
lateinischer" Sprache geschrieben.