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vorigen Briefen, schreibt Rubens an Valaves, ßwerden Sie schon
ersehen haben, dass ich in Bezug auf den Herrn Abt von
S. Ambrosius ganz zufriedengestellt bin, indem ich seine ge-
wohnte Liebe und Zuneigung zu mir aus dem Briefe erkannt
habe, den Sie mir geschickt, und auf welchen ich auch schon
mit dem Kourier der vorigen Woche geantwortet habe. Ich
zweifele gar nicht, dass die auf die Gallerie bezüg-
liche Nachricht falsch sei, da der Herr Kardinal mich in
seinen eigenen Diensten beschäftigt. Dies würde nicht der Fall
Sein, wenn eine so grosse Veränderung in einer Angele-
genheit eingetreten wäre, die S. Herrlichkeit mit mir
persönlich behandelt und beschlossen hatu. Der ehr-
liche Flamänder, denn das blieb Rubens bei aller Feinheit seiner
geselligen Bildung, konnte den Kardinal Richelieu, den grossen
Meister moderner Diplomatie, nicht durchschauen. Jene Nach-
richt war durchaus nicht falsch, wie Rubens gutmüthig glaubte,
und Richelieu gab Rubens jene Privat-Aufträge nur, um ihn zu
beruhigen. Er hatte seinen Plan, die Arbeiten in der zweiten
Gallerie, gegen den Beschluss der Königin, seinem Günstlinge,
dem Cavaliere diArpino, aufzutragen, so wenig aufgegeben, dass er
noch im April 1629 an die Königin schrieb: wIch habe geglaubt,
dass es Ew. Majestät nicht unangenehm sein Würde, wenn ich
lhr mittheilte, dass ich es für rathsam halte, Ihre Gallerie von
Josepin (Giuseppe d'Arpino) ausmalen zu lassen. Derselbe hat
keinen andern Wunsch, als Ew. Majestät zu dienen, und diese
Arbeit zu unternehmen und zu vollenden für den Preis, den
Rubens für die von ihm ausgemalte andere Gallerie erhalten
hatn. Mitgetheilt von Fr. Villot in der Notice des tableaux du
Louvre ll. p. 232 (Paris 1854). Dies genüge, um die Ungerech-
tigkeit aller dieser und ähnlicher Vorwürfe gegen Rubens zu er-
weisen. Man sieht, sie treffen vielmehr den Kardinal Richelieu.
Die Königin selbst dagegen hat an ihrem Worte festgehalten;
Rubens hat unter vielfachen Misshelligkeiten wegen unrichtig
angegebener Maasse (vergl. den französisch geschriebenen Brief
an Dupuy aus dem Ende des Jahres 1630 bei Gachet p. 255) die
ihm aufgetragenen Arbeiten ausgeführt; dieselben sind aber wegen
des bald eintretenden Sturzes der Königin nie an den Ort ihrer
Bestimmung gelangt. Ein Theil derselben ist nach Rubens
Tode in seinem Nachlasse vorgefunden worden.
Die in beiden Briefen erwähnten Arminianer bildeten eine
von Arminius (f. 1609) gegründete Sekte innerhalb der hollän-
diseh-protestantischen Kirche, welche von der dort herrschen-