XVII
einer gewissen Ueberfülle konventioneller Formen ergehen, Ohne
von einem wahrhaft menschlichen, tieferen Gehalt belebt Zll
sein, deshalb weder schöner finden, noch ihnen einen höheren
selbst getrennt, sondern ewig mit ihm eins ist. Die innere Zeichnung in
den Engeln modilicirt sich nach der Natur dieser Wesen, die ganz geistig,
unkörperlich und unvergänglich sind. Gott schuf neben der äusseren Welt
zugleich eine geistige Welt in dem Verstande der Engel, und wie er den
Himmel als den oberen und die Erde als unteren Theil der Welt bildete,
so bildete er mit den Dingen der Welt, den Elementen, Steinen, Pflanzen,
Thieren und Menschen, zugleich auch geistige Formen aller dieser Dinge
in ihrer Allgemeinheit, und impfte dieselben gleichsam dem Begriifsver-
mögen der Engel ein, welche sie, als rein geistige Wesen, ohne Materie
und Körper und äussere Sinne, nicht hätten in sich aufnehmen können.
S0 entstand eine nur den Engeln verständliche Intellektualwelt. Um nun
nach Gottes Rathschluss als Schutzengel eines einzelnen Menschen, einer
Stadt oder einer Provinz wirken zu können, müssen auch sie sich eine
Art innerer Zeichnung bilden, die aber der in Gott befindlichen unter-
geordnet ist. Nun, sagt Zuccaro, ist der Weg zum Verständniss der
inneren Zeichnung des Menschen gebahnt. lhm ist dieselbe von Gott zum
Zeugniss seiner Gottähnlichkeit verliehen, während er auf der anderen
Seite die Natur damit nachzuahmen und mit derselben zu wetteifern im
Stande ist. Während aber Gott nur eine Zeichnung in sich trägt, die
ihrer Substanz nach vollkommen ist und alle Dinge umfasst, bildet der
Mensch in sich verschiedene Zeichnungen aus, je nachdem die Dinge,
die er begreift, von einander verschieden sind. Auch sind diese Zeich-
nungen weniger vollendeter Art, da sie von den Sinnen herrühren.
Dennoch aber ist diese Zeichnung von hohem Werthe, und man kann sie,
weil sie den Menschen Gott ähnlich macht, als "Funken der Gottheit"
(scintilla della Divinitä) bezeichnen, auch als Licht und Grund aller Ver-
ständniss, sowie als Regel und Ziel aller Thätigkeit. Dies betrifft die
innere Zeichnung im Allgemeinen; nun werden deren besondere Arten,
nämlich die spekulative und praktische, aufgeführt und in ähnlicher Weise
dargestellt; die letztere Art legt sich wieder in eine moralische und eine
künstlerische Seite auseinander, und diese künstlerisch-praktische Zeich-
nung wird im 10. Kapitel als Grund aller künstlerischen Thätigkeit des
Menschen überhaupt hingestellt, obschon dieselbe von der „Kunst" (3119),
als solcher, wieder getrennt wird. Die Kunst des Malens z. B. kann der
Maler mit vieler Mühe sich erworben haben; soll er aber irgend am
besonderes Ding malen, so wird er sich doch immer erst in seinem Ver-
stande die Zeichnung, gleichsam die Intellektual-Form (59565 Dinges, 7-11
Künstler-Briefe. U, II