101
Die Sekte der Rosenkreuzer ist in Amsterdam schon alt
und ich erinnere mich, schon vor drei Jahren ein Buch gelesen
zu haben, das von ihrer Gesellschaft herausgegeben worden ist
und worin das Leben und der glorreiche Tod ihres ersten Stif-
ters, so wie alle ihre Regeln und Statuten beschrieben waren.
Mir kommt das Ganze wie eine Alchymie vor, indem sie vor-
geben, den Stein der Weisen zu besitzen; in der Thai; aber ist es
eine blosse Betrügerei. Die Studie des Herrn Goly 1) regt mir
noch immer die Galle auf, so oft ich daran denke; möge es
Herrn Fontane gut bekommen, da er den Muth gehabt hat, sie
zu kaufen. Es wird mir lieb sein, mit der Zeit die Zeichnung
des Spiegels zu bekommen, wenn sich eine Kopie davon in Rom
bei dem Herrn Aleander befindet; was das Sistrum betrifft, so
glaube ich, müsste es sich leichter finden. Der Herr Cobergen
befindet sich Wegen seiner Angelegenheiten zu NVynokbergen
in Flandern und wird sobald nicht wieder zurückkehren. Die
Geschichte des Paolo Parente erscheint mir lächerlich ohne
Gleichen. Hoc enim est insanire potius quam delirare. Möge er
mit dem Zeuge in Frieden ziehen, wie auch der Chiaducque,
obschon man sie wie ein Paar Ochsen an einen Wagen spannen
könnte; mir thut es nur leid, dass Ew. Herrl. sich aus Liebe zu
mir mit den schlechten Menschen so viel Mühe gegeben haben.
In Bezug auf jene unedirten lateinischen Epigramme würde
ich Ew. Herr]. gern zu Dienst gewesen sein, aber Herr Gevaerts
ist abwesend von hier, indem er nach Brüssel gegangen ist, um
seinem Patron, dem Herrn Kardinal Della Cueva die Hand zu
küssen. Dieser ist nämlich im Begriff nach Rom zu gehen,
wohin ihn die spanische Parthei gerufen hat, um noch diese
Stimme mehr zu haben. Daraus kann man schliessen, dass sich
dieses Conclave in die Länge ziehen-wird; denn jener reiset
nicht mit der Post und glaubt doch noch zur rechten Zeit zu
kommen, indem man mit dem Scrntinium zu keiner genü-
genden Stimmen-Majorität gelangen kann.
ms.
l) Nach Gachet vielleicht der berühmte Orientalist J. Golius aus dem Haag-