Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

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ihn darauf hingeführt. .Er hatte vollkommen Recht, dem Alchy- 
misten Brendel, der sich ihm zur Herstellung des Steines der 
Weisen und zum Goldmaehen ant_rug,_zu sagen, er habe dies 
Geheimniss schon seit langer Zelt inseinen Pinseln und Farben 
gefunden. Man kann und muss an Michel Angele die grossartige 
lnteresselosigkeit bewundern, aber ES hat Niemand ein Recht, 
dieselbe Eigenschaft von einem andern zu verlangen, man müsste 
denn die Ordnung der Dinge und die Natur des Menschen selbst 
zuvor von Grund aus umgestaltet haben.  
Rubens ist, das muss man zugestehen, reich geworden 
durch seine Kunst-Uebung. Wenn das eine Schmach ist, so 
bleibt sie an Rubens haften; dann aber niogen alle Biejenigen, 
denen es gelungen ist, mit Talent und geistiger Thatigkeit auch 
äusserliche Erfolge zu erringen und Geld zu verdienen  allzu- 
viel werden deren wohl nicht sein  mit Rubens das Hauptver- 
hüllen! Wenn dagegen der Erwerb durch die Tadellosigkeit der 
Mittel gestattet erscheint, und durch die Art der Anwendung 
geadelt werden kann, dann steht Rubens frei von jedem Vor- 
wurf da. Und so wurde der grosse Künstler auch von seinen 
Zeitgenossen allgemein betrachtet. Gerade in dieser Beziehung 
verdient das Urtheil eines gleichzeitigen italienischen Schrift- 
stellers hervorgehoben zu werden, das für die Beurtheilung 
dieser Frage von grosser Bedeutung ist. Zwar sei, sagt Bellori, 
die Kunst in neuerer Zeit noch geehrt gewesen, doch fände es 
sich oft, dass die Maler nicht den Geist, sondern nur die Hand 
zur Arbeit mitbrächten, um schmutzigen Gewinnes halber; 
wegen der Verächtlichkeit dieser Künstler werde die Kunst selbst 
als eine mechanische und niedrige Thätigkeit von den Menschen 
betrachtet. Dies sei in Italien und auch in Flandern der Fall 
gewesen, als in Antwerpen ein neues Licht auftauchte, das die 
Malerei erhellt und geadelt habe  R ubensl 
Man möge es verzeihen, wenn in dem Bestreben, das An- 
denken eines grossen Mannes von einem unverdientenVorwurfe zu 
befreien  ich kenne keine schönere Aufgabe der Wissenschaft! 
 diese Digression vielleicht etwas zu lang geworden ist. Wir 
kehren davon zurück, um schliesslich noch die politische Wirk- 
samkeit Rubens' mit kurzen Worten zu schildern. In Rubens 
verkörperte sich der Geist und die gesammte Bildung seiner 
Nation. Er fühlte ihre Leiden, er kannte ihre Bedürfnisse, er 
kannte zugleich die Mittel, jene zu lindern und diesen entgegen- 
zukommen. Bei der nahen Berührung, in der er zu den Haup- 
tßrn der Regierung stand, konnte es nicht anders kommen, als
	        
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