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richtet. Wie wenig ihm solche Aeusserungen zum Vorwurf ge-
reichen können, habe ich unten an einem bestimmten Fall nach-
gewiesen. In einer Zeit, in der Alles nach Geld und Besitz
drängte, vom Papst und Fürsten bis zu den unteren Schichten
der Gesellschaft, darf es da einem Künstler zum Vorwurf ge-
macht werden, nicht etwa sich ebenfalls nach Erwerb zu drän-
gen, was Rubens nie gethan hat, sondern die Bezahlung seiner
Arbeiten von Seiten jener Höfe zu wünschen, die damit glänzen
wollten, und sich gelegentlich über deren Verzögerung zu einem
Freunde zu beklagen? Man wird ihm dies ebensowenig verden-
ken dürfen, als seine Besorgniss, dass ein ihm zugesagtes, nicht
gesuchtes, Werk wie die Gallerie Heinrich's IV. einem andern
Künstler zugesprochen werden möchte. Und wie rasch und
leicht giebt er dem falschen Richelieu gegenüber diese sehr wohl
begründete Vermuthung auf! Keine derartige Aeusserung Ru-
bens' geht über die Grenzen des Rechtes hinaus, dessen Ver-
letzung er befürchtet, ohne sich aber auch nur dagegen irgend
Wie zu wahren. Welch ein Recht hat man, ihm einen Vorwurf
aus etwas zu machen, was keinem Andern je verdacht werden
kann? Und dennoch hat sich diese Ansicht über Rubens, wenn
sie auch nie in so gehässiger Weise, als vom Grafen De Laborde
ausgesprochen worden ist, so weit verbreiten und lange erhalten
können. Wenn ich nach einem Grunde dieser Erscheinung suche,
so kann ich das Missverständniss einer Stelle bei Sandrart dafür
aufführen. Sandrart sagt nämlich bei Gelegenheit der Erneue-
rung von Rubens' Kunstsammlung, dass man sich damals vüber
so grosse Ausgaben verwundert habe, weil er sonst nicht von
Gehenhausen (soll wohl heissen Gebenhausen) war; dannenhero
ihn viele beschuldigten, dass er das baare Geld gar zu hart
in Händen haltew Hier ist nicht von hässlicher Geldgier, son-
dern von sorglicher, der grossen Menge vielleicht zu sparsa-
mer Haushaltung die Rede, und Sandrart selbst sagt an einer
andern Stelle in lobendem Sinne, "dass Rubens neben seiner
eigenen Kunst, auch aus anderer NVissenschaft und Handlung
seinen Nutzen fürtrefflich zu machen und also sich selbst den
Weg zum Reichthum wohl zu bahnen wussten: Auch hebt es
derselbe Schriftsteller, der Rubens hoch verehrte, mehrmals mit
Bedauern hervor, dass dessen Nebenbuhler Janson, der in Ver-
schwendung und Schlemmerei versunken war, dem Beispiele
Rubens so Wenig nachgefolgt sei. S0 viel ist gewiss, Rubens
wusste den Werth des Geldes wohl zu schätzen; seine ganze
Lebensstellung, sein praktischer Sinn, seine lvVelterfahrung hatte