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gruppirten. Welch eine Anregung für einen jugendlich streben-
den Geist! Die Gefahr, die allerdings auch in diesem heftig be-
wegten Treiben lag, War für Rubens minder gross, weil er schon
eine tüchtige Schule durchgemacht hatte. WVer weiss, 0b er sich
sonst von jener eigenthürnlichen Gewalt wieder hatte losmachen
können, die der düstere Naturalismus eines Caravaggio damals
auf Künstler und Publikum ausübte und der Rubens, wie San-
drart ausdrücklich erwähnt, sich auch nicht ganz zu entzie-
hen vermochte. S0 aber ging er unbeirrt durch jenes Treiben
hindurch und wusste sich den Kern seiner eigenen Natur unge-
fährdet zu bewahren. Bedeutende Werke bezeugen seine pro-
duktive Thätigkeit während jenes römischen Aufenthalts. Von
dort wandte er sich nach Genua, das wir schon als Sitz eines
sehr bewegten Kunstlebens kennen gelernt haben. Dass er an
den dortigen Partheiungen wenigstens innerlich lebhaften Au-
theil genommen, haben wir ebenfalls schon angedeutet (S. 33].
Vor allem aber war es_hier ein anderes Studium, das ihn be-
schäftigte, das der Architektur. Ausser einer Reihe von Porträt-
bildern, die er hier für die reichen Familien des genuesischen
Adels malte, hat er eine grosse Anzahl der schönen-Paläste ge-
messen und gezeichnet, die dieser Stadt den Namen der wStolzen
und Prächtigenu verschafft haben. Die Zeichnungen sind später
(1622) in einem Kupferwerke zu Antwerpen erschienen. Aus dem
heiteren geselligen Verkehr in Genua rief Rubens eine traurige
Nachricht in die Heimath zurück. Seine Mutter war gefährlich
erkrankt und obschon er sich augenblicklich zur Rückreise ent-
schloss, fand er dieselbe nur wieder, um Zeuge ihres Todes zu
Werden. Tiefe Trauer hielt ihn längere Zeit von aller Kunstübung
entfernt und als er wieder in die Welt und das Leben zurücktrat,
geschah es nur, um in der Rückkehr nach Italien Tröstung zu
suchen. Da war es denn ein für die Kunstgeschichte äusserst
folgenreiches Ereigniss, dass er diese Reise aufgab und sich zum
Bleiben entschloss, Wozu er von den Erzherzögen in einer ebenso
liebevollen, als für ihn ehrenden Weise aufgefordert wurde. Man
hat Recht, dies Bleiben als ein Ereigniss für die Kunstge-
schichte zu bezeichnen. Allerdings wären Rubens auch in Ita-
lien die grössten Erfolge gewiss gewesen. Er würde ohne Zwei-
fel in dem glänzenden Künstlerkreise Italiens einer der Ersten
und Grössten geworden sein. Aber ein eigentlich neues Ele-
ment hätte er auf diese Weise nicht in die Kunstgeschichte ein-
führen können. Dies war das der Nationalität. Denn darin liegt
eben seine grosse geschichtliche Bedeutung, alle Elemente der