PAULUS
PETRUS
RUBENS.
WVenn es schon kein geringer Ruhm für die Malerei ist,
unter Herren und Fürsten eine Stätte zu finden, so verdient es
doch noch höher gefeiert zu werden, wenn sie mitunter 5911,51;
zur Herrschaft und fürstlichen Geltung gelangt, und wenn der
Maler, sonst nur gewohnt die Farben zu mischen und den Pinsel
zu führen, sich dazu erhebt, Gesetze zu geben und die Geschicke
der Völker zu bestimmen. Mit diesen Worten beginnt ein ita-
lienischer Zeitgenosse die Lebensbeschreibung von Petrus
Paulus Rubens, dessen Stellung unter den Künstlern der dama-
ligen Zeit dadurch in der That sehr scharf und richtig bezeichnet
wird. Wir müssen es uns hier versagen, das Bild dieses reichen
und glänzenden Künstlerlebens zu entrollen, das ohnehin schon
' würdige Bearbeitungen gefunden hat; wohl aber wollen wir
versuchen, in raschen und gedrangten Zügen den Charakter
des grossen Mannes und dessen Entwickelung zu schildern, in-
soweit dieselbe mit seinem künstlerischen Wesen zusammen-
hängt, für Welches letzere noch immer Waageds Abhandlung,
in v. Raumefs historischem Taschenbuch vom Jahre 1833 maass-
gebend bleibt 1).
Die Verhältnisse, unter denen Rubens (1577-1640) Aus-
bildung statt fand, waren durchaus günstig. Seine Familie, aus
Deutschland stammend, nahm in den Niederlanden eine sehr
angesehene und geacbtete Stellung ein. Der Grossvater war
1520 mit Karl V. nach Brüssel gekommen und hatte sich dort
in kaiserlichen Diensten niedergelassen. Eine nicht minder be-
deutende Stellung nahm in Antwerpen der Vater ein, der zu-
gleich ein vielseitig und wissenschaftlich gebildeter Mann war.
Seine Hinneigung zum Protestantismus war der Grund, dass er
die Niederlande verliess, um sich in Deutschland eine neue Hei-
math zu gründen. Dorthin wanderte er aus, und zwar mit der
ganzen Familie, die sich unterwegs um einen neuen Sprössling,
unsern Peter Paul Rubens, vermehrte. Die Familie liess sich in
Kinn nieder, So kam zu dem deutschen Blute in Rubens noch
die deutsche Erziehung hinzu, deren er, nach seiner eigenen
Aeusserung, bis zu seinem zehnten Jahre in Köln genoss. Zu
unter dem Titel: Peter Paul
Robert R. Nuel, edited by
R 1) In englischerdUeberselzung erschienen
ubens, his lie an genius, 1 Hd b
Mrs. Jameson. London 1840. Fans a e y
Künstler-Briefe