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Besitzung in Cento werden mehrere Messen daselbst gestiftet.
Der h. Jungfrau de] Rosario zu Cento wird eine goldene Kette
von 60 Doppien Werth als Legat vermacht, an Festtagen umzu-
hängen. (Diese Kette ist trotz aller Vorsichtsmaassregeln des
Testators später verschwunden, wie auch die zur Stiftung der
Messen bestimmten KapitaYien.) Mehreren Nichten und Neffen
werden Häuser und Jahrgehalte ausgesetzt. Seine beiden liebsten
Schwestern aber, Maria und Lucia, welche mit dem Erblasser
zusammenleben, soll der Haupterbe erhalten und hoch ehren,
wie er es selber gethan, für jede derselben eine Magd halten und
ausserdem einer Jeden 10 Scudi jährlich als Taschengeld geben.
Sterben sie in dem Hause des Erben, so dürfen sie noch über
je 50 Scudi nach ihrem Belieben verfügen. Er würde sie, setzt
Guercino hinzu, selbst zu Haupterben ernannt haben; tveil er
aber wisse, wie viel Unruhe und Qual den Wittwen in seiner
Zeit bereitet werde, glaube er sie auf diese Weise viel sicherer
gestellt zu haben und hoffe, dass sie ihm Dank dafür wissen
Würden. Universalerben in allem Uebrigen sind Benedetto und
Cesare de' Gennari, seine liebsten Neffen, die gegen ihn gehor-
sam und liebevoll gewesen sind, wie Söhne gegen einen Vater.
Sie erben zu gleichen Theilen. Stirbt einer von ihnen, ohne
Kinder zu hinterlassen, so tritt der Andere für ihn ein. Keiner
darf ohne "Wissen und Willen des Andern etwas veräussern.
Wenn einer wegen eines Kapitalverbrechens gestraft werden
sollte, so geht er der ganzen Erbschaft verlustig; durch Recht
oder Gnade restituirt, tritt er auch in die Erbrechte wieder ein.
Schliesslich ermahnt er die Brüder, sie möchten friedfertig und
in Eintracht mit einander leben; auch den übrigen Verwandten
stets mit Bath und That beistehen und sich vor Allem nicht
durch üble Nachreden und Verleumdungen gegen einander zu
Misstrauen und Unfriede verleiten lassen. Gualandi Mem.
I. 150-159. Der milde und fromme Sinn, den Guercino
durch sein ganzes Leben hindurch bekundet hat, tritt auch in
diesem seinen letzten Willen in rührender Weise zu Tage.
wFece un testamentm, sagt der gleichzeitige Biograph bei Mal-
vasia, ßdegno da essere veduto da tutto il mondo, con ricordi
veramente espressi da un animo di Paradison