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erst in Cento, dann in Bologna. Durch rastlose 'l'hatigkeit ge-
wann er grosse Schätze, die er gut anzuwenden wusste, Er be-
gründete das Glück Seiner ganzen Familie, Nichten stattete er
zur Heirath aus, Andere dotirte er in Klöstern. Dabei baute er
Kapellen und Landhäuser, obschon er selbst an einfaches Leben
gewöhnt war. Stets bereit mit liath und That zu helfen, wurde
er von Allen geliebt. Die Armen verehrten ihn; wenn er aus-
ging, umriugten sie ihn wie einen Vater. Seine Person belan-
gend, sagt Sandrart, so war er sittsam und von guten Gebehrdem
Im Umgang war er heiter und angenehm; nicht durch Form der
Rede glänzte er, aber er bezauberte durch den milden Sinn, der
sich in allen seinen Aeusserungen kund gab. Auch in künstleri-
schen Dingen hörte man ihn fast nur Lob aussprechen; musste
er tadeln, so geschah es stets mit Maass und Schonung. In sei-
nem sittlichen Verhalten wurde er stets als Muster von Reinheit
und Keuschheit betrachtet. In Allem war er still und beschei-
den; persönliches Lob beäilgstigte ihn und machte ihn befangen.
Am liebsten war er im eigenen Hause, im Kreise seiner Familie.
Er ergötzte sich wohl und auch dies ist recht bezeichnend für
ihn an den Spässen eines Lieblings-Aeifchens, das ihn weder
bei Tag noch bei Nacht verliess und dessen Tod ihn in grosse
Bekümmerniss versetzte. Gesund und kräftig von Natur blieb
er frisch und blühend bis zum Ende seines Lebens, das er bis
auf fast achtzig Jahre gebracht. Er lebte als ein Weiser, sagte
ein Freund von ihm, und starb als ein Heiliger, den Tod mit
Freuden erwartend (Erläuterungen zu Nr. 33). Für die Milde
und Güte seines Wesens kann wohl kaum ein besserer Beweis
angeführt Werden, als dass in einer Zeit ununterbrochener
Künstlerfeindschaften nie etwas Schlechtes von ihm gesagt,
nie auch nur der leiseste Vorwurf gegen ihn ausgesprochen
worden ist.
Gumncmo
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[CESARE CAvAzzL]
Cento,
September 1637-
Ew. Herr]. Schicke ich hiermit eine Dublone als Ersatz
derjenigen, welche Sie für den mir übersandten Geleitsbrief
ausgelegt haben. Ich sage Ihnen meinen unbegränztßn Dank