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Lüge bezeichnen. Auch ein zweiter Brief, den er an Carlo in
derselben Angelegenheit geschrieben (23. April 1641 bei Bottari
I. 318), vermag nicht den ungünstigen Eindruck des ersten zu
verlöschen. Er habe nun das Werk gesehen, sagt er darin; es
sei mit grosser Mühseligkeit und Langsamkeit vollendet, so dass
der eine Theil schon ganz alt erschiene, während der andere
noch nicht vollendet sei. Die Klippe] sei zur Hälfte fertig, wolle
man sie ebenso weiter führen, so würde man mindestens noch
ebensoviel Zeit gebrauchen, um sie zu vollenden. Hierin spricht
sich der eigentliche Grund aus, der Lanfranco dazu bewegte,
die Zerstörung der Kuppel-Bilder zu verlangen. Neben der
durchdachten Anordnung der Bilder Domenichinols, neben deren
sorgsamer Ausführung und ergreifender Tiefe in der Empfindung
konnte sein eigenes, äusserlich glänzendes aber innerlich hohles
und in Hast ausgeführtes Machwerk nicht bestehen. Passeri er-
zählt, dass er sich zu den Deputirten geweigert, die Kuppel zu
vollenden; seine und Domenichinds Malereien könnten nicht
neben einander bestehen. Nur unter der Bedingung, dass alles
Fertige die volle Hälfte der Kuppel wieder herunter ge-
schlagen würde, wollte er die Arbeit übernehmen. Er hätte sich
wie wir dies schon oben S. 73 gesagt, die Arbeit schon
lange gewünscht, aus alter Eifersucht gegen Domenichino, nun
hätte er gedacht, ihn zu übertreffen, und durch ein gänzlich
verändertes Kolorit (sehr lebhaft, mit tiefen Schatten) die schon
vollendeten Sachen Domenichinds schlecht und nüchtern er-
scheinen zu lassen. Es sei ihm dies, setzt Passeri hinzu, auch
gelungen, aber ohne dass er selbst Vortheil davon gehabt, in-
dem seine Malereien nun vielmehr äusserst schwer erschienen
seien. Ueber den weiteren Verlauf dieser für Lanfranco wenig
ehrenvollen Angelegenheit s. o. die Erläuterungen zu dem Briefe
Domenichinds N0. 19.
Gvnnomo.
Wir schliessen die Reihe der Akademiker mit einem wohl-
thuenden Bilde. Francesco Barbieri, 1590 in Cento als Sohn
eines Bauern geboren, zeigte sehr früh Talent zur Malerei. Die
erste Entwickelung dieses Künstlers und seine Berührung mit
den Caracci, deren Kunstweise er befolgte, wird verschieden