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die man nicht achtet, wenn man sie hat, nach denen man sich
aber, wenn sie fern sind, mit solcher Lebhaftigkeit sehnt, dass
man fast daran verzweifelt, je wieder zu einem solchem Glücke
gelangen zu können.
Indessen hoffe ich ja zu Gott, dass er uns das Glück ge-
währen wird, uns unserer gegenseitigen Freundschaft in ge-
wohnter Weise zu erfreuen und ebenso freue ich mich noch
immer der Aussicht, Ihnen persönlich meine Verehrung da];
bringen zu können, womit ich Ihnen herzlich die Hand küsse.
N. S. Von den Vätern der Gesellschaft Jesu erhielt und
erhalte ich noch täglich viel Freundschaftsbezeugungen, wie
auch Cassandra von vielen edlen Frauen der Stadt.
Bottari I. 297. Lanfranco erhielt im Jahre 1631 von den
Vätern der Gesellschaft Jesu die Auiiorderung, nach Neapel zu
kommen, um die Kuppel ihrer dortigen Kirche gegenüber von
S. Chiara auszumalen. Gewiss verliess er Rom, wo er ein glan-
zendes Leben führte, nur ungern; doch mochte ihn der YVunsch,
mit Domenichino, der schon seit einiger Zeit in Neapel arbeitete
(s. o. S. 71), den alten Wettkampf fortzusetzen, so wie augen-
blickliche Geldverlegenheit zur Annahme des Auftrages bewegen,
der in der That ein sehr vortheilhafter war. Lanfranco hat
10,000 Scudi für seine Malereien im Gesü erhalten. Die Ver-
anlassung zu seiner Berufung gab die von ihm selbst gesuchte
Bekanntschaft mit dem Pater General der Jesuiten, Vitelleschi,
so wie die Empfehlung des Grafen Monterey, der damals spa-
nischer Gesandter in Rom war und später zum Vicekönig von
Neapel ernannt wurde. Lanfranco übersiedelte mit der ganzen
Familie nach Neapel, wo er, wie auch anderweitig bekannt ist,
mit den dortigen Malern in näheren Verkehr trat, wogegen Do-
menichino sehr zurückgezogen lebte. Darauf bezieht sich die
Aeusserung Lanfrancds über seine Frau Cassandra in der Nach-
Schrift des Briefes. Ueber Ferrante Carlo s. o. S. 49 f.