Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

898'311 Donlenichino herauszustenen, und man muss sich aller- 
dings hüten, aus Vorliebe für Domenichino auf dessen Gegner 
alle Schuld walzen zu wollen. Die Zeit ist Ohnehin nur allzureich 
an gebässigen Leidenschaften. S0 viel aber ist gewiss, und selbst 
von Lanfrancots Freunden nicht in Abrede gestellt, dass von ihm 
namentlich die Verleumdungen wegen des Plagiats an einem Bilde 
von Agostino Caracci ausgegangen, deren wir oben Erwähnung 
gethan haben (S. 61); auf seine Veranlassung ist das betreffende 
Bild von Perrier in Kupfer gestochen und verschiedenen Aka- 
demien Europas zugesendet worden; von ihm ist bei Gelegen- 
heit eines andern Streites Domenichino öffentlich als ein ruch- 
loser und boshafter Mensch bezeichnet worden; von ihm also 
sind die Anfange aller jener Kränkungen Domenichinds aus- 
gegangen, die dann durch eifrige Anhänger und Partheigänger 
noch mehr gesteigert wurden. Lanfranco hat selbst einmal an 
Passeri erzählt, dass einer seiner Freunde, Ferrante de Caoli, 
der sich auch in der Literatur eines gewissens Ansehens er- 
freute, aus Liebe zu ihm so ungehörige, verletzende und ver- 
ruchte Dinge (cose nefande) von Domenichino ausgesagt habe, 
dass er  Lanfraneo  selbst sich darüber geärgert, trotzdem 
jener es gethan, um ihm die erste Stelle unter den Künstlern 
zu sichern. Hierzu hatte namentlich die Theilung der Arbeiten 
in S. Andrea della Valle Veranlassung gegeben, wo Lanfranco 
die Kuppel mit einer bis dahin unerhörten Kühnheit und Mei- 
sterschaft ausgemalt hatte, wie er denn auch spiiterhin gerade in 
dieser Art von Malereien, die dem Geschmack der damaligen 
Zeit ungemein zusagte, besondern Ruhm erworben. Himmlische 
Glorien schilderte er darin ganz so, wie die kirchlich und Welt- 
lich exaltirte Phantasie der Zeitgenossen sich dieselben vor- 
stellen mochte. Ueberdies konnte er sich bei solchem Werke 
am leichtesten aller tieferen Charakteristik, aller Wahrheit der 
Empfindung, aller Genauigkeit in der Ausführung entheben, 
Eigenschaften, die ihm selbst seine Freunde durchaus abspre- 
chen. Und dann konnte ihm gerade bei solchen Werken, wie 
er selbst zu sagen pflegte, I) die Luft am besten mit malen 
helfem. Sehr bezeichnend für seine Kunst ist der Ausspruch 
Bellori's, er hatte wohl viel gewusst, aber weniger geleistet, 
als er vermochte. Von seinen Erfolgen, in denen er fast alle 
gleichzeitigen Künstler übertraf, gilt das, was oben von der 
allgemeinen Anerkennung des Guido Reni gesagt worden ist, m 
noch viel höherem Maasse, indem ihm der würdige Anstandflnd 
der Schimmer der Empfindung fehlte, der selbst an GIJNWS
	        
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