lUZ
Verschwendung seiner Frau u. a. kamen hinzu, jene Leichtig-
keit zu einer fast leidenschaftlichen Hast zu steigern. Die Zeit-
genossen, die schon seinen Namen scherzend auf seine franke
und freie Malweise anwendeten, sprachen geradezu von seiner
eingeboruen Wuth zu malen (innato furore di dipingere). Je
schneller er malte, um so zahlreicher kamen die Bestellungen.
Die Begünstigung einflussreicher Kardinäle kam hinzu, um ihn
zu einem der gesuchtesten und am besten bezahlten Künstler
zu machen. In einem Brief vom 19. August 1627 rühmt er sich
für je eine Figur auf einem kleinen Tafelbilde 200 Scudi ge-
fordert und erhalten zu haben. Erst seien die läesteller über-
rascht gewesen, dann aber von selbst wiedergekommen (Bottari
l. 296). Ein Zeitgenosse sagt, er hatte der glücklichste aller
Künstler der damaligen Zeit sein können, wenn nicht der Hoch-
muth und die Verschwendung seiner Frau gewesen wäre. Im
Jahre 1616 nämlich hatte er Cassandra Barli geheirathet, die
schön und entschlossenen Geistes war und ihn zu manchen Ver-
schwendungen verleitet haben soll, wie er sich darüber in einem
späteren Briefe (s. u. Nr. 30.) lebhaft beklagt. Die Frau aber mag
daran nicht mehr Schuld gehabt haben, als er selber. Aus allem
geht hervor, dass er den Genüssen des Lebens in einer Weise
zugethan gewesen, die seiner künstlerischen Thütigkeit nur
Nachtheil bringen konnte. Vor einem der Thore Roms hatte er
sich einen Weinberg gekauft und ein Casino darauf erbaut; hier
gab er seiner und anderen schönen Frauen zu Liebe verschwen-
derische Feste 1). S0 war er selbst bei grossem und leichtem
Gewinn immer in Geldnoth und mit hässlicher Hast um Auf-
träge bemüht. Ein solcher Grund war es, aus dem seine Feind-
schaft gegen Domenichino hervorging, die er selbst nach dem
Tode des letzteren nicht aufgegeben, wenn auch geleugnet hat.
Es ist allerdings schwer, aus den oft widersprechenden Mitthei-
lungen der Zeitgenossen, die nicht immer unpartheiisch waren,
ganz Sicheres über das Verfahren und die Gesinnung Lanfrancds
1) Der gute Sandrart schildert das häusliche Leben Lanfrancds in
in sehr idealer Weise. "Und war die Haushaltung des Lanfranco in Pictura,
Poesia et Musica zwischen Eltern und Kindern (eine Tochter malte) wahr-
haftig nichts Anderes, denn ein kunstreioher Parnass oder Helikon aller
Tugenden, dadurch diese zierlichen Leute in allen Theilen dermaassen sich
geübt, bereichert und forlgebracht, dass sie zu hohem Grad kornmen und
gelanget sind." Wie arge Missklänge diese schöne Harmonie nicht selten
zerrissen haben, geht nur zu deutlich aus Lanfrancds Aeusserung an Fer-
rante Carlo hervor, wonach er Seine Gattin mit dem wenig galanten Bei-
wort vanimale" beehrt. S. u. Nr. 30.