Schwestern seien, und die Bemerkung, dass ihn kein Bild be-
friedige, wenn es nicht irgend ein neues und absonderliches
Motiv zeige (qualche peregrino concetto); das ungemesscne Lob
Parmigianinds, der ein wmostro di naturar genannt wird, von
Gott gesendet, um die Menschen in Erstaunen zu versetzen; der
Tadel Vasarfs wegen seiner Partheilichkeit als Schriftsteller;
Bemerkungen über Rafael, der glücklich gepriesen wird wegen
seines Umganges mit Castiglione und seiner klassischen Bildung,
die der Quell aller poetischen Anschauung sei; Aeusserungen
über Tizian, Michel Angelo, Leonardo und die Caracci; das Lob
seines eigenen Bildes, worin Herkules zwischen Tugend und
Laster dargestellt ist, und Welches eine an Motiven reiche abel-
lissima moralitaß genannt wird; endlich der auf der ganzen
Zeitansicht beruhende Ausspruch, dass Ariosto, wenn er ge-
kannt hatte, was Tasso nach ihm gedichtet, auch anders und
namentlich viel erhabener geschrieben haben würde! u. s. w.
Doch las er den Ariost gern, man fand ihn oft in seinem Atelier
wzerlesem auf der Erde liegen; Rafael, bei dessen Nennung er
stets Hut oder Mütze abzunehmen pflegte, pries er wegen seines
Reichthums an Erfindung und dies um so mehr, als er sich in
dieser Parthie der Kunst gleichsam als dessen einzigen Nach-
folger betrachtete. Was übrigens jene Erfindung anbelangt, die
er als das Haupterforderniss der Malerei betrachtet, so meint er
damit weder die Verkörperung neuer, bedeutsamer Ideen, noch
auch die Darstellung neuer und noch nicht behandelter Gegen-
stande seine Bilder bewegen sich, abgesehen von 45 Altar-
bildern, die er gemalt, in einem sehr engen, ganz bestimmten
Kreise von Gegenständen sondern vielmehr neue Wendungen
derselben und den Reichthum und die Mannigfaltigkeit abson-
derlicher seltener Motive. So ist das stets wiederkehrende Wort
wconcettow zu verstehen, welches nicht die Idee als solche, son-
dern einen wEinfalln bezeichnet. Er selbst änsserte einmal zu
Zamboni, dass er ausser den grossen Altarbildern, eine zahllose
Menge mittelgrosser und kleiner Bilder gemalt habe capriccii
di favole und alle seien auf die Neuheit absonderlicher Ge-
danken gerichtet gewesen (tutte tendenti a novita di pensieri
concettosi). Die Freundschaft mit Orazio Zamboni scheint
übrigens" spaterhin erkaltet zu sein. Albani hatte nämlich das
Princip, keine Bilder zu verschenken, und Zamboni, der dem
Künstler mancherlei Dienste geleistet, den Wunsch, etwas von
ihm geschenkt _zu bekommen. Und wie man wohl zu sagen
pflegt, dass bei Geldfragen die Gemüthlichkeit aufhöre, so