Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

Schwestern seien, und die Bemerkung, dass ihn kein Bild be- 
friedige, wenn es nicht irgend ein neues und absonderliches 
Motiv zeige (qualche peregrino concetto); das ungemesscne Lob 
Parmigianinds, der ein wmostro di naturar genannt wird, von 
Gott gesendet, um die Menschen in Erstaunen zu versetzen; der 
Tadel Vasarfs wegen seiner Partheilichkeit als Schriftsteller; 
Bemerkungen über Rafael, der glücklich gepriesen wird wegen 
seines Umganges mit Castiglione und seiner klassischen Bildung, 
die der Quell aller poetischen Anschauung sei; Aeusserungen 
über Tizian, Michel Angelo, Leonardo und die Caracci; das Lob 
seines eigenen Bildes, worin Herkules zwischen Tugend und 
Laster dargestellt ist, und Welches eine an Motiven reiche abel- 
lissima moralitaß genannt wird; endlich der auf der ganzen 
Zeitansicht beruhende Ausspruch, dass Ariosto, wenn er ge- 
kannt hatte, was Tasso nach ihm gedichtet, auch anders und 
namentlich viel erhabener geschrieben haben würde! u. s. w. 
Doch las er den Ariost gern, man fand ihn oft in seinem Atelier 
wzerlesem auf der Erde liegen; Rafael, bei dessen Nennung er 
stets Hut oder Mütze abzunehmen pflegte, pries er wegen seines 
Reichthums an Erfindung und dies um so mehr, als er sich in 
dieser Parthie der Kunst gleichsam als dessen einzigen Nach- 
folger betrachtete. Was übrigens jene Erfindung anbelangt, die 
er als das Haupterforderniss der Malerei betrachtet, so meint er 
damit weder die Verkörperung neuer, bedeutsamer Ideen, noch 
auch die Darstellung neuer und noch nicht behandelter Gegen- 
stande  seine Bilder bewegen sich, abgesehen von 45 Altar- 
bildern, die er gemalt, in einem sehr engen, ganz bestimmten 
Kreise von Gegenständen  sondern vielmehr neue Wendungen 
derselben und den Reichthum und die Mannigfaltigkeit abson- 
derlicher seltener Motive. So ist das stets wiederkehrende Wort 
wconcettow zu verstehen, welches nicht die Idee als solche, son- 
dern einen wEinfalln bezeichnet. Er selbst änsserte einmal zu 
Zamboni, dass er ausser den grossen Altarbildern, eine zahllose 
Menge mittelgrosser und kleiner Bilder gemalt habe  capriccii 
di favole  und alle seien auf die Neuheit absonderlicher Ge- 
danken gerichtet gewesen (tutte tendenti a novita di pensieri 
concettosi).  Die Freundschaft mit Orazio Zamboni scheint 
übrigens" spaterhin erkaltet zu sein. Albani hatte nämlich das 
Princip, keine Bilder zu verschenken, und Zamboni, der dem 
Künstler mancherlei Dienste geleistet, den Wunsch, etwas von 
ihm geschenkt _zu bekommen. Und wie man wohl zu sagen 
pflegt, dass bei Geldfragen die Gemüthlichkeit aufhöre, so
	        
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